573 Millionen Euro Verlust in Europa. Neue Spekulationen über Schließung des Bochumer Werks. Marktanteil stark gesunken
Detroit/Rüsselsheim. Opel verbrennt weiter Millionen. Während der US-Mutterkonzern General Motors (GM) dank starker Verkäufe auf dem Heimatmarkt im vergangenen Jahr so viel verdient hat wie noch nie, sieht die Lage bei der deutschen Tochter anhaltend trübe aus. Schon deutet das Management in Detroit neue Einschnitte an. Der Opel-Betriebsrat sieht die Lösung der Probleme dagegen in der Eroberung neuer Märkte. NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (SPD) appellierte an GM, die Zusage einzuhalten, bis Ende 2014 auf betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen zu verzichten.
Insgesamt verlor General Motors mit seinem Europageschäft - in erster Linie aus Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall bestehend - operativ 747 Millionen Dollar (573 Millionen Euro). Der Opel-Betriebsrat unterstrich allerdings, dass Opel und Vauxhall 2011 ein "wesentlich besseres Ergebnis als im Vorjahr" erzielt hätten. 2010 hatte der operative Verlust noch bei knapp 2,0 Milliarden Dollar gelegen. Nach dem ursprünglichen Plan hätte Opel die Verluste allerdings noch weitaus stärker eingrenzen sollen.
Konzernweit erzielte GM einen Gewinn von 7,6 Milliarden Dollar. Die roten Zahlen in Europa aber seien "nicht zu akzeptieren", sagte GM-Konzernchef Dan Akerson. Für Europa und die zweite Problemregion Südamerika deutete er weitere Einschnitte an: Die Schwelle, bei der Gewinn gemacht werden könne, müsse sinken. Finanzchef Dan Ammann schlug in die gleiche Kerbe: "Hinter den Kulissen arbeiten wir hart, um überall in unserer Organisation Komplexität und Kosten zu reduzieren - mit dem Ziel, die Margen in allen Regionen zu verbessern und um Europa und Südamerika wieder profitabel zu machen." Seit geraumer Zeit verhandelt die Konzernführung mit dem Betriebsrat über ein weiteres Sparpaket. Zu Details wollte sich die GM-Führung aber zunächst nicht äußern.
Jüngst war sogar über das Aus für das Werk in Bochum spekuliert worden. In Bochum sind etwa 3200 Menschen direkt bei Opel und 1000 weitere bei Partner- und Tochterfirmen beschäftigt. Die Mitarbeiter des Bochumer Werkes hätten bereits einen starken Beitrag zur Gesundung des Mutterkonzerns geleistet, betonte Voigtsberger. Er will am 20. Februar Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke in Rüsselsheim treffen und dabei auch über die Zukunft des Standortes Bochum reden.
Im Heimatmarkt Deutschland verliert Opel immer weiter an Boden. Nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes schrumpfte der Marktanteil binnen zehn Jahren von rund zwölf Prozent auf acht Prozent im vergangenen Jahr. Damit rangiert Opel hinter BMW/Mini, Mercedes-Benz und meilenweit hinter VW (knapp 22 Prozent). Im Januar ging Opels Marktanteil noch weiter auf 6,5 Prozent zurück.