General Motors will Medienberichten zufolge mit Werksschließungen den Verlusten in Europa ein Ende machen - Konzernbetriebsrat warnt vor teueren Folgen von Stilllegungen

Düsseldorf. Den Beschäftigten des angeschlagenen Autobauers Opel drohen weitere harte Einschnitte. Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ plant der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) die Schließung von ein bis zwei europäischen Werken. Ganz oben auf der Streichliste stehen demzufolge die Werke in Bochum und im britischen Ellesmere Port. GM wolle so endlich die hohen Verluste in Europa beenden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Insider.

Der Opel-Konzernbetriebsrat reagierte alarmiert. Er warnte den Mutterkonzern: „Es macht wenig Sinn, über teure Werkschließungen zu spekulieren. Diese würden eine Rückkehr des Unternehmens in die Gewinnzone auf Jahre hinaus unmöglich machen“, erklärte der Vorsitzende des europäischen Opel-Arbeitnehmerforums, Wolfgang Schäfer-Klug, am Freitag in Rüsselsheim.

Nach Medienberichten will der Konzern rasch Tatsachen schaffen. GM wolle bereits bei der Aufsichtsratssitzung am kommenden Mittwoch einen Geschäftsplan vorlegen, nach dem die Produktion von Opel-Fahrzeugen drastisch reduziert werden solle, berichtete der Westdeutsche Rundfunk (WDR) unter Berufung auf Arbeitnehmervertreter. Die Kosten für die Schließung des Werkes Bochum seien darin schon eingeplant.

Ein Opel-Sprecher wollte zu den Berichten über mögliche Werksschließungen nicht Stellung nehmen. „An Spekulationen werden wir uns nicht beteiligen“, sagte er. Doch fügte er hinzu, Opel müsse auch in Zeiten schlechter werdender Rahmenbedingungen profitabel arbeiten. Der Konzern arbeite an den notwendigen Strategien.

Besonders groß ist die Angst bei den 3.200 Opel-Beschäftigen in Bochum. Der dortige Betriebsratschef Rainer Einenkel sagte im WDR: „Wir müssen uns sehr große Sorgen machen.“ Dies gelte aber nicht nur für Bochum. „Es kann auch jedes andere Werk treffen, dass man Werksschließungen nicht nur androht, sondern möglicherweise umsetzt.“

Der Gewerkschafter warnte den Konzern vor derart drastischen Einschnitten. „Ich glaube, wenn man Opel-Werke schließt, dann wird die Marke Opel endgültig den Bach runtergehen“, sagte er. Nötig sei viel mehr eine Wachstumspolitik. So könnten in den Opel-Werken Autos für Märkte außerhalb Europas oder für andere Konzerntöchter wie Chevrolet gebaut werden.

Die noch amtierende nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kündigte an, sie werde sich für die Zukunft des Bochumer Opel-Werkes einsetzen. Die Landesregierung stehe in intensivem Kontakt mit Geschäftsleitung und Betriebsrat von Opel sowie mit den Gewerkschaften. Die Bochumer Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz nannte die Vorgehensweise von GM „eine unerträgliche Zumutung“ für die Opelaner.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht allerdings wenig Hoffnung für das Bochumer Werk. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass es geschlossen werde. Allerdings bleibe ihm eine Gnadenfrist, weil nach den Vereinbarungen zwischen Arbeitnehmern und dem Konzern betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2014 ausgeschlossen seien. Die Stadt Bochum und das Land Nordrhein-Westfalen hätten damit zwei Jahre Zeit, sich um die Schaffung neuer Arbeitsplätze bei anderen Unternehmen zu kümmern.