Am Mittwoch stellt Apple das neue iPad vor und will die Konkurrenz auf Abstand halten. Dieses Mal mischt auch Erzrivale Microsoft mit.

New York/Hannover. Im Frühjahr vergangenen Jahres schien das iPad seine Wachstumsgrenze erreicht zu haben. Auch wenn der US-Konzern mit dem iPad einen tollen Lauf hinlegte und dem totgeglaubten Markt der Tablet-Computer Leben eingehaucht hat, jetzt würden die vielzähligen Rivalen das iPad abdrängen – so lautete dammals die Meinung vieler Branchenexperten. Doch es kam ganz anders.

Mehr als 80 Konkurrenzgeräte mit dem Google-Betriebssystem Android wurden vor einem Jahr angekündigt. Dazu drängte der Blackberry-Anbieter RIM mit seinem Playbook in das Geschäft ebenso wie Hewlett-Packard mit dem TouchPad. Doch viele Android-Tablets verschwanden in der Versenkung. Das TouchPad von HP ist inzwischen Geschichte. Und das Playbook von RIM hält sich trotz einer inzwischen verbesserten Software nur mit drastischen Preissenkungen gerade so über Wasser.

+++ Das iPad 3 kommt am 7. März - Aktie auf Allzeithoch +++

+++ US-Konzern ist das wertvollste Unternehmen der Welt +++

Dennoch boomt weltweit das Geschäft mit den tastaturlosen Computern. Wurden sie 2010 bei der Vorstellung des ersten iPads noch als Geräte belächelt, die niemand braucht, haben sie heute auch außerhalb der Apple-Welt die kleinen und günstigen Netbooks abgelöst. Laut einer Studie des Marktforschungunternehmens Strategy Analytics wurden im vergangenen Jahr rund 67 Millionen Tablet-Computer verkauft. 2010 waren es nur 18,6 Millionen. Von den 2011 verkauften Rechnern kamen 58 Prozent aus dem Haus Apple, 39 Prozent liefen mit der Android-Software von Google.

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 2,1 Millionen Geräte verkauft. Einer Umfrage des Instituts Ipsus zufolge gaben 40 Prozent der Nutzer an, die Tablet-Computer vorwiegend zum Surfen im Internet, Soziale Netzwerke und für E-Mails zu nutzen. 25 Prozent sagten, die kleinen Rechner seien besonders gut für Videos geeignet. Nur 13 Prozent der 1000 über 14-jährigen Befragten konnten mit dem Begriff „Tablet-Computer“ nichts anfangen.

Deshalb geht der Kampf um die Verkaufsspitze wieder von vorn los. Apple stellt am Mittwoch sein nächstes iPad vor, das gegen viele neue Konkurrenten antreten muss. Dass das neue iPad 3 (das vielleicht auch iPad HD heißen wird) ein Display mit deutlich verbesserter Bildqualität bekommt, scheint inzwischen eindeutig. Über die restlichen Neuerungen ranken sich die Gerüchte. Ein leistungsstärkerer Chip? Sehr wahrscheinlich. Super-schneller LTE-Datenfunk? Soll laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg in einigen Modellen drin sein – allerdings weiß man bei Apple nie so genau, was aus diversen Test-Versionen am Ende in die fertigen Produkte kommt.

Als schärfster Rivale gilt diesmal der Online-Händler Amazon, dessen einfaches Tablet Kindle Fire weniger als die Hälfte des günstigsten iPad kostet – auch weil Amazon ihn subventioniert und unter Herstellungskosten abgibt. Im bisher einzigen Markt USA soll Amazon im Weihnachtsgeschäft mehrere Millionen Geräte verkauft haben. Wie viele genau, hält der Konzern geheim, so richtig Marktanteile messen kann man damit nicht.

Auf dem Horizont taucht aber schon der nächste große Herausforderer auf: Microsoft mit seinem nächsten Betriebssystem Windows 8, das im Herbst erscheint und auch auf Tablets laufen wird. Microsoft setzt auf sein innovatives Metro-Design sowie die Anziehungskraft seiner Bürosoftware Office, die mit Windows 8 auf den Tablet-Computern verfügbar wird.

Das Fehlen des Office-Pakets auf dem iPad hat haber bislang Apples Absatzerfolge nicht spürbar beeinträchtigt: Gut 15 Millionen iPads setzte Apple allein im jüngsten Weihnachtsquartal ab – von den 55,3 Millionen, die bisher insgesamt verkauft wurden. Konzernchef Tim Cook bekräftigte, er könne sich durchaus vorstellen, dass der Tablet-Markt den Absatz klassischer PCs mit der Zeit überholt. Und Apple ist fest entschlossen, an der Spitze der Bewegung zu bleiben. (dpa/dapd/abendblatt.de)