Passagiere, die ab Schönefeld flogen oder dort ankamen, mussten mit Flugausfällen und Verspätungen rechnen. Grund ist ein Tarifkonflikt.

Berlin. In Berlin haben am Freitag streikende Beschäftigte des Bodenpersonals der Firma GlobeGround den Flugverkehr mehrfach zum Erliegen gebracht. Mit zwei Warnstreiks verliehen sie ihrer Forderung nach vier Prozent mehr Lohn Nachdruck. Zum Ausstand aufgerufen hatte die Fachgruppe Luftverkehr der Gewerkschaft ver.di. Die Arbeitgeberseite zeigte sich überrascht und zugleich verärgert. Zahlreiche Flüge verspäteten sich deutlich oder fielen ganz aus. Tausende Reisende waren betroffen.

Laut ver.di erledigen die GlobeGround-Beschäftigten in Schönefeld und Tegel rund 80 Prozent der Passagier- und Gepäckabfertigung. Nach einem ersten Warnstreik am Morgen in Tegel legten am Abend auch die Beschäftigten in Schönefeld ihre Arbeit nieder. Der Ausstand sollte dreieinhalb Stunden dauern. Laut ver.di-Verhandlungsführer und Streikleiter Jens Gröger beteiligten sich rund 60 Mitarbeiter. Augenzeugen sprachen von 40 Streikenden, die sich vor dem Terminal C versammelt hatten.

Der Geschäftsführer von GlobeGround, Bernhard Alvensleben, bezeichnete den zweiten Streik am Abend als völlig unangemessen. Der Akt sei eine „Inhaftnahme“ der Passagiere. Angesichts des Aufwandes, der zur Milderung und Behebung der Streikfolgen betrieben werden müsste, sei es unrealistisch, ein neues Angebot vorzulegen. Die letzten abgehenden Flüge aus Schönefeld hatten um 19.15 Uhr das Ziel Köln-Bonn und um 20.10 Uhr Stuttgart.

Fluggäste bemängelten vor allem fehlende Informationen vorab. Auch die Deutsche Bahn informierte auf den Bahnhöfen nicht. Eine Gruppe von Handwerkern aus Freiburg, die das Wochenende zu Hause verbringen wollte, zeigte am Flughafen Verständnis für das Streikanliegen, kritisierte aber den überraschende Start des Ausstandes. Kaum 60 Leute ließen hunderte andere „leiden“, sagte ein Fluggast. Am Informationsschalter der Berliner Flughäfen in Terminal A kam es zum Teil zu gereizten verbalen Auseinandersetzungen zwischen Service-Mitarbeitern und ratlosen Fluggästen. Passagiere, die die versammelten Streikenden direkt kritisierten, wurden verhöhnt und mit Gesängen sowie Trillerpfeifen ausgebuht.

Wegen des Streiks in Tegel waren am Vormittag bereits 30 Flüge gestrichen worden. Bis zu 250 der etwa 300 Mitarbeiter der Frühschicht legten ver.di zufolge die Arbeit nieder. Betroffenen von dem kurzfristig angesetzten Ausstand waren nach Angaben eines Flughafensprechers vor allem Verbindungen nach Frankfurt am Main, München und Stuttgart. Bei Air Berlin hatten Flüge im Durchschnitt eine bis anderthalb Stunden Verspätung, darunter nach Saarbrücken oder Brüssel. Einige Flüge wie nach Karlsruhe fielen aus. Chaos herrschte am Check-in der Gesellschaft, wo die Warteschlangen der Passagiere bis zum Gebäudeeingang reichten.

„Wir wollen mit diesen Aktionen dem Arbeitgeber zeigen, dass es uns ernst ist“, sagte Gröger. Am Abend bezeichnete er den Erfolg des Streiks in Tegel als „super“, auch wenn sowohl am Vormittag wie auch am Abend Streikbrecher eingesetzt worden seien.

Zugleich bat er die Passagiere um Verständnis. Wegen des Einsatzes von Streikbrechern bei der Tarifauseinandersetzung im vergangenen Jahr sagte er, es sei nicht möglich, die Fluggäste früher über die Arbeitsniederlegung zu informieren.

Spontanstreik in Berlin: Flugausfälle und Verspätungen

(dapd/abendblatt.de)