Nach fast zwei Wochen ist der Streik am Flughafen Frankfurt per Gerichtsentscheid beendet. Neue Verhandlungen sind aber nicht in Sicht.

Frankfurt/Main. Gegen die Gerichtsentscheidung wird die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) nicht vorgehen, berichtet eine Sprecherin des zuständigen Landesarbeitsgerichts Hessen am Mittwoch. Damit akzeptiert die GdF die einstweilige Verfügung, die das Arbeitsgericht Frankfurt erlassen hat. Das Gericht hatte den Streik der rund 200 Vorfeldmitarbeiter nach fast zwei Wochen aus formalen Gründen gestoppt. Damit bleibt der Streik verboten. Er sollte ursprünglich bis Donnerstag 5.00 Uhr dauern. Nach Verhandlungen mit der Betreibergesellschaft Fraport wurde damit gerechnet, dass die Vorfeldlotsen, Flugzeugeinweiser und Verkehrsplaner am Donnerstagmorgen wieder zur Arbeit antreten. Über das weitere Vorgehen wollte die GdF zunächst intern beraten.

Das Gericht hatte wenige Stunden zuvor mit der einstweiligen Verfügung gegen die GdF entschieden. Mit dieser Entscheidung konnten sich der Flughafenbetreiber Fraport und die Fluggesellschaft Lufthansa gegen die GdF durchsetzen. Die zwei Unternehmen hatten den Antrag am Dienstag eingereicht. Ebenfalls am Dienstag hatte derselbe Richter den Unterstützungsstreik der Fluglotsen für die Vorfeldleute als unverhältnismäßig eingeschätzt und ebenfalls gestoppt.

„Das ist eine gute Nachricht für unsere Passagiere“, erklärte ein Sprecher der Lufthansa, die am meisten unter den zahlreichen Flugausfällen gelitten hatte. Er rechne mit einer schnellen, schrittweisen Normalisierung des Verkehrs. „Am Freitag müsste alles wieder normal laufen.“ Auch Fraport zeigte sich hochzufrieden mit den Entscheidungen des Gerichts.

+++ Arbeitsgericht untersagt Streik der Vorfeldmitarbeiter +++

+++ Wenn der Flieger nicht abhebt: Rechte von Passagieren +++

Am Mittwoch fielen erneut rund 240 Starts und Landungen auf Deutschlands größtem Flughafen aus, wie Betreiber Fraport berichtete. Darunter waren auch erstmals zahlreiche Interkontinentalflüge, die Frankfurt wegen des angedrohten Lotsenstreiks nicht oder erst verspätet angesteuert hatten. Auch für Donnerstag mussten noch Verbindungen gestrichen werden. Insgesamt fielen wegen des Streiks mehr als 1500 Flüge aus.

Politisch wächst der Druck auf die kleinen Spartengewerkschaften, unter denen die GdF eine radikale Rolle einnimmt. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) verlangte neue Regeln für kleine Gewerkschaften. Damit das Prinzip „Ein Betrieb, ein Tarifvertrag“ wieder funktioniere, müsse ein neuer Rahmen her, sagte sie in Berlin. „Es hätte sich vor anderthalb Jahren niemand vorstellen können, dass das, was wir in Frankfurt im Augenblick erleben, tatsächlich eintritt, mit solch einer Vehemenz.“

Die SPD erklärte ihre Bereitschaft zu Gesprächen über eine gesetzliche Regelung. SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil sagte: „Die bestehende Rechtslage führt zu einer Entsolidarisierung unter den Beschäftigten. Gleichzeitig schädigen Partikularstreiks den Wirtschaftsstandort Deutschland.“

Die GdF erneuerte am Mittwoch ihr Angebot zu erneuten Verhandlungen. Dafür müsse die Fraport aber zusichern, über alle Vorfeldbeschäftigten ohne Vorbedingungen zu verhandeln, sagte Sprecher Matthias Maas. Fraport verwies hingegen auf das Angebot vom Freitag, wonach die große Gruppe der Flugzeugeinweiser ohne starke Gehaltssteigerungen im Fraport-Tarif verbleiben sollte.

Lediglich die Vorfeldlotsen und die Verkehrsplaner sollten in eine eigenständige Gesellschaft gehen und höhere Gehälter auf Münchner Niveau erhalten. Die Einweiser lägen bereits über den Verdiensten am zweitgrößten deutschen Flughafen. „Das ist die Grundlage eines möglichen Abschlusses und einer möglichen Lösung des Konfliktes“, erklärte Arbeitsdirektor Herbert Mai.

Unterdessen bereiteten sich die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld auf einen Warnstreik des Bodenpersonals vor. Wann es zu den Arbeitsniederlegungen kommt, sagte die Gewerkschaft Verdi auch am Mittwoch nicht. Die Organisation will den Warnstreik beim Flughafendienstleister Globeground, der für die Passagier- und Gepäckabfertigung zuständig ist, erst unmittelbar zuvor bekanntgeben. Globeground Berlin kündigte an, die Störungen für Passagiere und die Fluggesellschaften so gering wie möglich halten zu wollen. (dpa/dapd/abendblatt.de)

Service: Der Flughafenbetreiber Fraport rät Fluggästen, sich bei ihrem Reiseveranstalter oder ihrer Fluggesellschaft zu informieren. Bei Rückfragen sei das Fraport Communication Center unter +49 1805 3724636 zu erreichen.