Konjunkturflaute, der teure Yen und Produktionsausfälle ließen die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal um 0,6 Prozent schrumpfen.

Tokio. Japan ist auf dem Weg zurück in die Rezession. Die weltweite Konjunkturflaute, der teure Yen und Produktionsausfälle bei wichtigen Zulieferern nach der Flut in Thailand ließen die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal um 0,6 Prozent schrumpfen. Das Minus fiel doppelt so stark wie von Analysten erwartet. Im Sommer hatte das Bruttoinlandsprodukt noch um 1,7 Prozent zugelegt, nachdem es zuvor vier Quartal in Folge gesunken war. 2011 schrumpfte die Wirtschaft damit um 0,9 Prozent, teilte die Regierung am Montag in Tokio mit.

+++ Scholz besucht Japan +++

Dafür sorgte vor allem der Einbruch in der ersten Jahreshälfte, für den die Dreifach-Katastrophe aus Erdbeben, Tsunami und Atom-GAU sorgte. Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut der nach den USA und China drittgrößten Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr dennoch ein Wachstum von 1,7 Prozent zu. „Die Konjunktur dürfte vor allem in der ersten Jahreshälfte noch schwach bleiben“, warnte Ökonom Yoshiki Shinke vom Dai-ichi Life Research Institute. „Das Exportgeschäft bleibt schwierig, die Investitionen dürften sich verlangsamen und die staatlichen Wiederaufbaumaßnahmen verzögern.“

Die maue Wirtschaft erschwert die Sanierung des Staatshaushalts. Der Schuldenberg übertrifft das jährliche Bruttoinlandsprodukt bereits jetzt um das Doppelte. Japan könne das Vertrauen der Märkte verlieren, wenn es seine Mehrwertsteuer nicht anhebe und damit die staatlichen Einnahmen steigere, warnt der IWF. Ministerpräsident Yoshihiko Noda will den Steuersatz bis Ende 2015 von fünf auf zehn Prozent verdoppeln, stößt damit aber auf den Widerstand der Opposition und einer breiten Öffentlichkeit.

Experten erwarten deshalb, dass die Regierung die Notenbank zum Eingreifen drängen wird. „Hält die Konjunkturflaute an, werden die Politiker den Druck auf die Zentralbank erhöhen und die Steuererhöhung fallen lassen“, sagte Ökonom Yasuo Yamamoto vom Mizuho Research Institute. Der Leitzins liegt bereits nahe Null, außerdem hat die Bank of Japan mehr als 55 Billionen Yen (mehr als eine halbe Billion Euro) in die Wirtschaft gepumpt - etwa durch den Kauf von Anleihen.

Japan importierte im vergangenen Jahr erstmals seit 1980 mehr als es exportierte. Grund dafür sind die Folgen des Jahrhundertbebens, die zur Atomkatastrophe von Fukushima und der Abschaltung fast aller Meiler führten. Dadurch musste Energie teuer importiert werden. Gleichzeitig wurden Fabriken von Konzernen wie Toyota und Sony beschädigt, was zu Produktionseinbrüchen führte. Auch die schwache Nachfrage aus Europa, das mit einer Schuldenkrise kämpft, drückte die Exporte. Der starke Yen verteuert zudem die Waren in Übersee. Am 31. Oktober hatte die Zentralbank die Rekordsumme von rund 78 Milliarden Euro ausgegeben, um am Devisenmarkt gegen den Kursanstieg zu intervenieren.

Die Elektronikkonzerne Panasonic, Sony und Sharp meldeten in diesem Steuerjahr einen Verlust von zusammen rund 13 Milliarden Euro. Der Fahrzeughersteller Honda senkte zu Jahresbeginn seine Gewinnprognose und erwartet den kleinsten Überschuss seit drei Jahren.

(abendblatt.de/Reuters)