Das Justizministerium will aufklären, ob es Ungereimtheiten bei der Bewertung gab und sich Analysten von Interessen leiten ließen.

Washington. Wegen möglicher Unregelmäßigkeiten bei der Bewertung von Hypothekensicherheiten in den Jahren vor Beginn der Finanzkrise ermittelt das US-Justizministerium gegen die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P), wie die Zeitung „New York Times“ am Mittwoch berichtete. Die Ermittlungen seien bereits vor der Herabstufung der USA durch S&P am 5. August eingeleitet worden.

Die Ermittler suchten nach Fällen, in denen Analysten des Unternehmens Hypothekenbriefen eine schlechtere Bewertung ausstellen wollten, aber von anderen S&P-Managern überstimmt wurden, berichtete das Blatt unter Berufung auf Gewährsleute. Fänden sich solche Fälle, widerspräche dies der Argumentation der Ratingagentur, wonach ihre Analysten unabhängig von Geschäftsinteressen handelten. Ob auch gegen die anderen beiden großen Ratingagenturen, Moody’s und Fitch, ermittelt werde, sei unklar.

S&P wurde von verschiedenen Seiten vorgeworfen, von zu positiven Bewertungen für riskante Hypothekenpakete profitiert zu haben. Die Ratingagentur habe bei der Warnung vor Papieren mit hohem Ausfallrisiko versagt.

Unternehmen und einige Staaten zahlen für die Bewertung durch Ratingagenturen. Kritiker bemängeln schon seit langem, dass dieses Geschäftsmodell zu einem schweren Interessenkonflikt führt. So sollen nach dem Bericht eines Untersuchungsausschusses über die Finanzkrise einige Banken bei den verschiedenen Ratingagenturen Berichte bestellt und sich schließlich für die günstigste Bewertung entschieden haben, berichtete die „New York Times“.

Auch die US-Börsenaufsicht SEC ermittele gegen S&P, hieß es in dem Bericht. „S&P hat mehrere Anfragen von verschiedenen Regierungsstellen in den vergangenen Jahren erhalten. Wir werden weiterhin kooperieren. Wir hindern diese Behörden nicht daran, mit derzeitigen oder ehemaligen Angestellten zu sprechen“, schrieb S&P-Sprecher Ed Sweeney in einer E-Mail an die „New York Times“. (dapd)