Im ersten Quartal steigt die Zahl der Fehltage deutlich an. Dabei fehlen Frauen deutlich häufiger als Männer krankheitsbedingt am Arbeitsplatz.

Berlin. Der Krankenstand in den deutschen Betrieben ist im ersten Quartal 2010 spürbar angestiegen. Die Arbeitnehmer in Deutschland fehlten laut den neuesten Statistiken des Bundesgesundheitsministeriums, die der "Welt" vorliegen, 3,66 Prozent der Sollarbeitszeit – das sind zwölf Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Fehlquote entspricht 2,1 Arbeitstagen. Die Statistik des Gesundheitsministeriums erfasst die Krankenstände aller gesetzlich versicherten Arbeitnehmer.

Arbeitsmarktexperten machen für den Anstieg neben saisonalen Einflüssen auch eine leicht verbesserte konjunkturelle Situation verantwortlich: In Krisenzeiten nehmen die Fehlquoten eher ab, weil viele Arbeitnehmer fürchten, im Krankheitsfall den Job zu gefährden. Bessert sich die allgemeine Lage, steigen die Fehlzeiten wieder. Frauen fehlten laut der neuen Statistik des Ministeriums in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit 3,85 Prozent der Sollarbeitszeit deutlich häufiger als Männer (3,49 Prozent). Dies entspricht der Entwicklung der vergangenen Jahre.

Die meisten Krankschreibungen erfolgen am Wochenanfang, vor allem am Montag. Die häufigsten Ursachen für die Fehlzeiten sind Muskel- und Skeletterkrankungen, Verletzungen, psychische Krankheiten und Atemwegsprobleme.

Die Zahl der psychischen Erkrankungen hat sich seit 1990 nahezu verdoppelt.

Im Durchschnitt ist die Zahl der krankheitsbedingten Fehlzeiten seit 1995 jedoch deutlich zurückgegangen. So fehlten die Arbeitnehmer vor zehn Jahren im ersten Quartal noch 20 Prozent häufiger als in den ersten drei Monaten 2010.

Neben der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit sind für diese Entwicklung vor allem Änderungen in der Beschäftigtenstruktur verantwortlich.

Der Arbeiteranteil in Industrie und Bau mit schwerer körperlicher Arbeit und hohen Krankenständen ging zurück, dagegen stieg die Beschäftigung im Dienstleistungssektor an. Außerdem wirkt sich die bessere Gesundheitsprävention in den Betrieben, aber auch bei jedem einzelnen Arbeitnehmer, günstig aus.

Hinzu kommt ein Anstieg der Teilzeitarbeit, der die Fehlquoten ebenfalls reduziert.

Viele größere Unternehmen haben überdies die Mitarbeitergespräche mit häufig Erkrankten intensiviert und führen nach jeder Erkrankung sogenannte Rückkehrergespräche mit den betroffenen Mitarbeitern durch – auch dies wirkte sich positiv auf die Entwicklung der Fehlzeiten aus. Gesundheitsexperten warnen Arbeitnehmer allerdings davor, aus Angst vor negativen Auswirkungen krank zur Arbeit zu gehen. Dies schade nicht nur der Gesundheit des Arbeitnehmers, sondern auch der Produktivität des Unternehmens.

Es bestehe Ansteckungsgefahr für andere Mitarbeiter, und wegen der Verschleppung drohe möglicherweise auch eine längere Krankenphase des jeweiligen Arbeitnehmers. Laut einer Studie der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg weisen Arbeitslose im Vergleich zu Beschäftigten einen „deutlich schlechteren Gesundheitszustand auf“. Fast jeder vierte Arbeitslose hat demnach gesundheitliche Einschränkungen.

Quelle: Welt Online