Das Bundeskabinett nominiert mit Carl-Ludwig Thiele einen engen Vertrauten Guido Westerwelles für den Vorstand der Bundesbank.
Berlin. Der FDP-Finanzexperte Carl-Ludwig Thiele ist von der Bundesregierung offiziell für den Vorstand der Bundesbank nominiert worden. Das Kabinett schlug in Berlin vor, dass Thiele von Bundespräsident Horst Köhler für acht Jahre in den Vorstand berufen werden soll, wie aus Regierungskreisen verlautete.
Er soll das Amt zum 1. Mai 2010 antreten. Der stellvertretende Fraktionschef und finanzpolitische Sprecher der FDP im Bundestag ist damit offizieller Kandidat für die Nachfolge von Bundesbank-Vorstand Georg Fabritius. Thiele ist ein enger Vertrauter von FDP-Chef Guido Westerwelle.
Die Liberalen haben das Vorschlagsrecht für den Bundesbank-Spitzenposten. Ende April laufen die Verträge der beiden Bundesbank-Vorstände Hans-Georg Fabritius und Hans-Helmut Kotz aus. Für den Posten von Fabritius hat der Bund das Vorschlagsrecht, über die freiwerdende Stelle von Kotz dürfen die Länder entscheiden. Turnusgemäß sind diesmal die Länder Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein an der Reihe.
Mit dem 56-jährigen Thiele verlieren die Liberalen im Bundestag binnen kürzester Zeit nach dem Steuerfachmann Hermann Otto Solms einen weiteren Finanzpolitiker.
Die Opposition übte an der Entscheidung Kritik: Der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Schick, sagte, wichtige Positionen würden nach Parteibuch besetzt. Die FDP erwecke immer mehr den Eindruck einer politischen Seilschaft. Thiele habe sich bislang weder in Fragen der Geldpolitik noch in Finanzaufsichtsfragen hervorgetan.
Thiele ist Jurist und praktiziert bis dato auch noch als Rechtsanwalt. Der gebürtige Münsteraner ist verheiratet und Vater von fünf Kindern. In der FDP ist er derzeit stellvertretender Fraktionschef und finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion. In dieser Funktion hielt sich der Politiker mit Blick auf seinen Wechsel zur Bundesbank in letzter Zeit allerdings auffällig zurück, was ihm manche Kritik eintrug.
In seiner parlamentarischen Arbeit engagierte er sich in den vergangenen Jahren in der Steuerpolitik genauso wie beim Thema Finanzaufsicht. Weitere Betätigungsfelder waren unter anderem die Währungspolitik, das Erbschaftsteuerrecht, finanzielle Leistungen für die Familie und die Entwicklung des Euro.
Vieles davon wird ihm auch bei der Bundesbank begegnen. Er ist als FDP-Mann ein Verfechter weiterer Steuerentlastungen in Deutschland. Er hält das für den richtigen Weg, um auf einen höheren Wachstumspfad zu kommen, der wiederum dann die Bekämpfung des Schuldenproblems erlauben sollte.
In einer Zeitungskolumne befasste Thiele sich jüngst auch mit den „europäischen Sorgenkindern“. Als eine Ursache der Probleme im Falle Griechenland ortete er dabei unterlassene Reformen im Steuer- und Sozialsystem.