Die Geldhäuser sollen sich laut Bundesbank dickere Eigenkapital-Polster zulegen und auf Selbstversicherung setzen.

Berlin. Die Bundesbank schätzt den Wertberichtigungsbedarf deutscher Banken im Zuge der Krise auf zusätzlich bis zu 90 Milliarden Euro. Für besonders problembehaftete, sogenannte vergiftete Produkte sehe er einen weiteren Korrekturbedarf von 10 bis 15 Milliarden Euro, sagte Vorstandsmitglied Hans-Helmut Kotz am Wochenende im Südwestrundfunk. Außerdem gebe es einen Abschreibungsbedarf bei Krediten von 50 bis 75 Milliarden Euro.

Kotz sprach sich dafür aus, die regulatorischen und institutionellen Voraussetzungen für ein robusteres Finanzsystem zu schaffen. Dazu zählten vor allem eine ganzheitliche, systemische Regulierung sowie „mehr Eingriffs-Intensität“ in der Bankenaufsicht. Es ginge nicht um mehr, sondern um einfache und konsistente Regeln.

Ein robustes Finanzsystem erfordert nach Ansicht des Bundesbankers auch mehr Eigenkapital und höhere Liquiditätsreserven bei den Banken: „Die Banken sollten die gegenwärtige gute Gewinnsituation dazu nutzen, ein Risikopolster aufzubauen und damit auf Selbst- statt auf kollektive Versicherung setzen“, sagte Kotz.

WestLB-Chef appelliert an andere Banken

WestLB-Chef Dietrich Voigtländer kritisierte die zögerliche Gründung von „Bad Banks“ in Deutschland. In der „Welt am Sonntag“ appellierte er an andere Kreditinstitute, ebenso wie die Düsseldorfer Landesbank Problempositionen mit Bundeshilfe auszulagern, um Finanzierungsengpässe für die Wirtschaft zu verhindern.

„Es wundert es mich, wie distanziert sich die anderen Landesbanken bei diesem Thema zeigen. Ich bezweifle, dass sie ihre problematischen Engagements besser in den Griff bekommen, wenn sie diese in internen Einheiten und damit innerhalb der eigenen Bilanz abarbeiten“, sagte Voigtländer. Die Banken blockierten damit Kapital, das für die Vergabe neuer Kredite fehle. „Eine falsche Scheu vor Abwicklungsanstalten schadet den Banken selbst und dem Standort“, wird der WestLB-Chef weiter zitiert.

Aus Voigtländers Sicht könnte die Zurückhaltung der Banken zu einer Kreditklemme führen: „Wenn der Aufschwung kommt und der Finanzierungsbedarf steigt, dann kann das passieren“, sagte er. Vor diesem Hintergrund sprach sich Voigtländer für eine Verlängerung der gesetzlichen Frist für den Antrag auf eine „Bad Bank“ aus, die zumindest für bestimmte Formen der Auslagerung Ende des Monats ausläuft.

Bankenverband warnt vor Kreditklemme

Auch der Bankenverband warnte vor einer finanziellen Unterversorgung deutscher Unternehmen. „Ich kann eine Kreditklemme für das Jahr 2010 nicht ausschließen“, sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Weber dem „Tagesspiegel“. Grund für eine mögliche Unterversorgung seien die schlechten Bilanzen aus dem Jahr 2009, die die Unternehmen jetzt im ersten Quartal vorlegten – diese seien die Grundlage für die Kreditvergabe.

Den Vorwurf, die Banken würden Eigenkapital zurückhalten, um sich selbst zu sanieren, wies Weber zurück: „Wir haben aus der Krise gelernt und tun genau dass, was unsere Aufgabe ist, nämlich Risiken noch genauer zu prüfen und adäquat zu bepreisen.“ Die steigenden Zinsen seien lediglich eine Anpassung an eine neue Situation.