Videospiele haben die Modelleisenbahn als Lieblingsspielzeug der Kinder längst verdrängt. Nun hoffen Märklin & Co. auf ein Comeback.

Nürnberg. Die heile Miniaturwelt der Modelleisenbahn hat längst Risse bekommen: Seit Jahren kämpft die Branche mit sinkenden Umsätzen, und die Insolvenz der weltberühmten Marke Märklin spricht Bände. „Wenn Märklin hustet, hat die ganze Branche schnupfen“, heißt es. Doch beim Rundgang über die weltgrößte Spielwarenmesse tönt es plötzlich: „Die Renaissance der Modelleisenbahn – sie wird kommen!“ Verwundert reiben sich die Kenner der Szene die Augen und fragen sich, welche Zielgruppe zusätzliches Geld in die Kassen spülen soll. Eine Antwort darauf scheint schnell gefunden: Die Modellbahn- Hersteller wollen vor allem Kinder für das Hobby begeistern.

„Mittelfristig sehe ich da Chancen, aber sicher nicht kurzfristig“, kommentiert der Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Spielwaren-Industrie (DVSI), Volker Schmid, die Absichten der Branche. „Noch dominieren die Mattscheiben in den Kinderzimmern.“ Zwar gebe es für Kleinkinder durchaus bunte Eisenbahnen zum Spielen, „aber zwischen diesen Kinderbahnen und Märklin gibt es eine Riesenlücke“. Es sei früher schlicht versäumt worden, Produkte anzubieten, die den Übergang zwischen Kleinkind- und Erwachsenenalter begleiten.

Dieses Problem haben die Modellbahn-Hersteller inzwischen auch erkannt – und schmieden neue Pläne für die Zukunft. „Kinder sind wirkliche Eisenbahnfreaks! Da muss es ein Einstiegsszenario geben“, sagt der Geschäftsführer der österreichischen Modelleisenbahn Holding, Leopold Heher. Die Lösung sieht er in einer „Miniaturwelt als Baukasten“, gedacht für Kinder ab zwölf Jahren. Zwar seien die Pläne bisher nur eine Studie, doch man wolle möglichst bald zu einem verkaufsfertigen Produkt kommen. Die Miniaturwelt soll Schienen und Züge sowie Zubehör wie Bahnhöfe oder eine Stadt enthalten. Über kleine Lautsprecher soll Musik ertönen, und die Bahnen öffnen auf Knopfdruck ihre Türen.

Hersteller wie Märklin wollen mit sogenannten Startpackungen, die unter anderem mit Zuggarnitur, Gleisen und Bogenweichen ausgestattet sind, die Zielgruppe der Neu- und Wiedereinsteiger gewinnen. „Wir wollen die Marke Märklin und das Thema Modelleisenbahn wieder stärker ins Bewusstsein der Verbraucher rücken“, erklärt der Marketing- und Vertriebsleiter von Märklin, Lars Schilling. Hierzu wolle das baden-württembergische Unternehmen stärker als bisher auf Verbrauchermessen präsent sein – auch, um mehr Kinder anzusprechen. Vorteil solcher Messen sei, dass die Jungen und Mädchen dort direkt mit den Produkten spielen könnten.

„Es kommt außerdem darauf an, jüngere Modelleisenbahn-Sammler zu gewinnen“, erläutert Branchen-Experte Schmid. „Man braucht 50- Jährige, die genauso sammeln wie die 60- oder 70-Jährigen.“ Die Modellbahn-Hersteller hoffen dabei auf die Generation der „Best Ager“, deren Kinder aus dem Haus sind und die nach einer neuen Freizeitbeschäftigung suchen oder sich einfach nur einen Kindheitstraum erfüllen wollen.

„Im Alter habe ich oftmals Zeit und Platz für so ein Hobby“, sagt Reinhold Ott von der Modelleisenbahn Holding, zu der die Marken Roco und Fleischmann gehören. Zudem seien Planung, Bau und Erweiterung einer Bahnlandschaft eine kreative Aufgabe.