Auf der Nürnberger Spielwarenmesse stehen Innovationen im Vordergrund. Sie machen für die Branche die Hälfte des Umsatzes aus.

Nürnberg. Ihr schlechtes Gewissen können stressgeplagte Eltern bald mit einem kuschelweichen Einhorn beruhigen: Wenn mal wieder keine Zeit für den Nachwuchs bleibt, liest künftig eben das rosa-glitzernde Plüschtier die Gute-Nacht-Geschichte vor. Die Kleinen können derweil im dazugehörenden Bilderbuch blättern. Auch für das anschließende Nachtgebet werden die Eltern nicht mehr gebraucht:Die Kinder bekommen es von einem Stoffengel vorgesprochen. Die beiden Figuren sind nur zwei von zahlreichen Spielwaren, die nächste Woche (4.-9. Februar) auf der Nürnberger Spielwarenmesse um die Gunst der Einkäufer wetteifern werden.

„Wer bei den Neuheiten die Nase im Wind hat, macht ein besseres Geschäft“, betonte der Geschäftsführer des Einkaufsverbunds idee+spiel, Otto Umbach, in Nürnberg. Die Neuentwicklungen sind für die Branche extrem wichtig: Sie bringen Jahr für Jahr mehr als die Hälfte des Umsatzes, und allein in Deutschland ist der Markt knapp 2,5 Milliarden Euro schwer. Daher reisen die knapp 2700 Messeaussteller auch mit mehr als 50 000 neuen Spielen, Puppen und Modellautos im Gepäck zurMesse nach Franken.

„Die sich abzeichnenden Megatrends 2010 sind Innovation – die Kunden wollen Neues -, Sport und Outdoor. Und die Kunden wollen Qualität“, erläuterte Umbach. Einen potenziellen Verkaufsschlager hat er schon ausgemacht: Eine Gitarre aus Pappe, auf der Nachwuchsmusiker zu Musik aus dem Papp-Verstärker entweder Luftgitarre spielen oder tatsächlich selbst Töne hervorlocken können. Im Laufe des Jahres will der Hersteller auch noch ein Papp-Schlagzeug auf den Markt bringen.

Verkaufspotenzial bescheinigt Spielzeug-Fachmann Umbach auch einer weiteren Neuentwicklung: Dem ferngesteuerten Geländewagen „Tonka Ricochet“. Das giftgrüne Gefährt kann sich in blitzschnell aus seiner flachen Position aufrichten und dann über Hindernisse hinwegdüsen. Fällt er dabei einmal um, richten sich die Räder neu aus und das Gefährt fährt auf dem„Dach“ weiter.

Wer sich lieber selbst bewegt, kommt aber auch nicht zu kurz: „Fast jeden Monat kommen jetzt neue Skateboards raus“, kündigte Umbach an. Eines ist so klein, dass nur ein einziger Fuß draufpasst - so passt es locker in den Schulranzen. Auch das Jo-Jo ist zurück, diesmal allerdings als Sportgerät – mit Modellen, bei denen nicht nur Schnurlänge und Geschwindigkeit, sondern auch der Schwierigkeitsgrad einstellbar sind.

Als Zugpferd gilt in der Branche weiterhin das klassische Spielzeug: Dieses Segment hat bei den Händlern des Einkaufsverbunds im vergangenen Jahr 6,2 Prozent zugelegt. Das will auch Lego ausnutzen: Der Hersteller der bunten Klötzchen bringt ein Lizenz-Spiel auf den Markt, bei dem nicht nur Fans des Zauberlehrlings Harry Potter dessen Zauberei-Internat Hogwarts nachbauen und das Spiel dabei jederzeit verändern können.

Playmobil setzt dem die „Top Agents“entgegen. Die fingergroßen Agenten kämpfen gegen eine Roboter-Gang – und zwar mit Hightech. Zu der Spielewelt gehört etwa ein ferngesteuertes Auto, in dem eine Kamera eingebaut ist – die Bilder werden direkt auf das Display des Steuerungsgeräts übertragen. So können kleine Detektive um Straßenecken spähen und in andere Zimmer linsen – und die Aufnahmen gleich im PC speichern.

Wer es lieber gediegener mag, kann sich an den Klassiker Monopoly halten. Das Brettspiel wechselt nach 75 Jahren sein Auftreten und kommt als sechseckige Plättchen daher, mit denen das Spielfeld immer wieder neu gebaut und der Spielverlauf beeinflusst werden kann.