Die EU hat dem milliardenschweren Zusammenschluss der beiden US-Konzerne zugestimmt. Es entsteht ein neuer Datenbank-Riese.
Brüssel. Durchbruch für Oracle: Der Softwareriese darf den Server-Spezialisten Sun Microsystems übernehmen. Mit der Zustimmung der Europäischen Kommission steht dem milliardenschweren Zusammenschluss der beiden US-Konzerne nichts mehr im Weg.
Damit wird der Weltmarktführer für kommerzielle Datenbanken, Oracle, den führenden Anbieter für quelloffene Datenbanken, MySQL, schlucken, neben Java eine der Kernmarken von Sun. Die EU-Kommission genehmigte den 7,4 Milliarden Dollar schweren Deal am Donnerstag ohne Auflagen.
Es drohe keine Einschränkung des Wettbewerbs im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), teilte Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes mit. Dabei sei die Zusicherung von Oracle berücksichtigt worden, MySQL weiterzuentwickeln. Oracle hatte am 14. Dezember zugesichert, anhand der GPL-Lizenz (General Public Licence/Lizenz für den allgemeinen öffentlichen Zugriff) neue MySQL-Versionen auf den Markt zu bringen.
Die EU-Kommission ist die oberste Wettbewerbsaufsicht in Europa. Sie hatte am 3. September 2009 eine Wettbewerbsprüfung eingeleitet, um eine zu dominante Position des fusionierten Konzerns zu verhindern. Außerdem bestand die Sorge, Oracle könne MySQL nicht weiterentwickeln und sich damit des kostenlosen Wettbewerbers entledigen. Auf dem Datenbanksektor gibt es bereits eine starke Konzentration; die drei Hauptanbieter Oracle, IBM und Microsoft verfügen gemessen am Umsatz über gut 85 Prozent der Marktanteile. Zwar ist der Anteil von Sun, was die Erlöse anbelangt, niedrig, dies liege aber daran, dass die Nutzung der MySQL-Datenbank und das Herunterladen der Daten kostenlos sei, erklärte die Kommission. Sun hatte MySQL 2008 gekauft.
Ergebnis der Wettbewerbsprüfung ist, dass MySQL und Oracle zwar in bestimmten Segmenten des Datenbankmarktes miteinander konkurrieren, aber beispielsweise bei High-End-Produkten „nicht als enge Wettbewerber zu betrachten“ seien, erklärte die Kommission. Zudem werde eine andere quelloffene Datenbank, PostgreSQL, von vielen Datenbank-Nutzern als echte Alternative zu MySQL betrachtet. Auch seien legal erstellte Kopien von Teilen des MySQL-Quellcodes als künftige Wettbewerber denkbar.
Auch für die Java-Entwicklungsplattform sieht die Kommission keine Gefahr. Die Möglichkeiten für Oracle, seinen Konkurrenten den Zugang zu wichtigen gewerblichen Schutzrechten zu erschweren, seien begrenzt. Oracle habe daran auch gar kein Interesse, da dies die Gewinne aus der breiten Nutzung der Java-Plattform schmälern würde.
„Ich bin jetzt sicher, dass Wettbewerb und Innovationskraft auf allen betroffenen Märkten gewahrt bleiben“, sagte die scheidende Wettbewerbskommissarin Kroes. „Der Erwerb von Sun durch Oracle eröffnet die Möglichkeit, wichtige Ressourcen zu reaktivieren und neue, innovative Produkte auf den Markt zu bringen.“ Oracle ist in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Übernahmen rasant gewachsen und liegt bei Unternehmens-Software auf Platz zwei hinter dem deutschen Erzrivalen SAP. Das US-Finanzministerium hatte die Pläne des Konzerns aus dem kalifornischen Silicon Valley bereits gebilligt.