Eigentlich gehört Drogerie-Chef Anton Schlecker nicht zu den gesprächigsten Zeitgenossen. Nun bricht er sein Schweigen und räumt Probleme ein.
Hamburg. Die größte deutsche Drogeriekette Schlecker hat geschäftliche Probleme eingeräumt und will im laufenden Jahr rund 500 Filialen schließen. „Seit 2004 verlieren wir in Deutschland an Umsatz“, sagte Firmeninhaber Anton Schlecker dem „Manager Magazin“ zufolge. Er kündigte an, „dass wir unser gesamtes Geschäftsmodell umwälzen müssen“. So solle es statt der bisher üblichen kleinen und engen Läden künftig mehr große Märkte geben. Schlecker sagte, er wolle „dieses Jahr etwa 500“ kleine Läden schließen. Insgesamt hat die Kette mehr als 10.000 Geschäfte. „Wir investieren derzeit klotzig“, sagte Schlecker.
Schlecker äußerte sich auch zu Vorwürfen, er beute Mitarbeiter aus. Der Firmenchef wies die Behauptung zurück, dass sein Unternehmen Minilöhne von nur 6,50 Euro pro Stunde zahle. Schlecker sagte: „Wir haben diesen Betrag mal angedacht, aber davon ist jetzt keine Rede mehr.“
Es geht bei dem Streit um die Auslagerung von Stammpersonal in das Zeitarbeitsunternehmen Meniar, wodurch die Stundenlöhne der Beschäftigten sinken. Meniar hat Schlecker laut Bericht selbst 2009 gegründet. Diese Firma, so Schlecker, „wendet seit 2010 die zwischen den DGB-Gewerkschaften und dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen ausgehandelten Tarife an“.
Schlecker kündigte an, den Vertrag mit Meniar zu lösen. „Weil wir keinen Ärger mit den Arbeitnehmervertretern wollen, werden wir unsere Verbindungen mit Meniar beenden“, sagte er dem Wirtschaftsblatt.
Allerdings sei der in der Öffentlichkeit verbreitete Eindruck falsch, mit Meniar seien Tausende von Verträgen abgeschlossen worden. „Meniar deckt nur Spitzen ab“, sagte er. Von den insgesamt 52.000 Schlecker-Beschäftigten habe nur „ein sehr geringer Anteil“ einen Vertrag mit Meniar.
Der Fall Schlecker hatte vergangene Woche auch die Bundesregierung auf den Plan gerufen. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte eine Prüfung der Vorwürfe an. Möglicher Missbrauch von Leiharbeit soll notfalls mit schärferen Gesetzen eingedämmt werden, wie es hieß. Schlecker hatte schon nach Bekanntwerden der Vorwürfe erklärt, keine neuen Arbeitnehmerüberlassungsverträge mit Meniar mehr abzuschließen.