Experte: Ohne Unterstützung droht dem Autobauer das Aus. Daimler prüft Kurzarbeit.

Hamburg. Dramatische Entwicklung in der Finanzkrise: Nach den milliardenschweren Hilfen für Banken bittet nun erstmals auch ein großes Industrieunternehmen - der Autobauer Opel - den Staat um Unterstützung. Offenbar ist eine Bürgschaft in Höhe von einer Milliarde Euro nötig, um den Weiterbetrieb im Falle größerer wirtschaftlicher Schwierigkeiten der amerikanischen Konzernmutter GM zu sichern. "Wir reden im Groben über diesen Betrag", bestätigte Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Für zwei Drittel der Summe solle der Bund geradestehen. Die restlichen bis zu 400 Millionen Euro würden sich dann die Bundesländer mit Opel-Standorten teilen, so Koch.

"Opel muss nun konkrete belastbare Zahlen auf den Tisch legen, damit wir die Situation analysieren können", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Dann würden Gespräche mit den betroffenen Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen geführt.

Opel-Chef Hans Demant versprach, die eventuell nötigen Mittel würden für Investitionen in Produkte und Fertigungsanlagen in den deutschen Werken eingesetzt und keinesfalls außerhalb Europas genutzt. Opel habe aber kein Liquiditätsproblem, versicherte er. Es handele sich nur um den "theoretischen Fall", dass wegen der Krise bei GM die Finanzströme aus den USA nicht liefen. Der Autobauer produziert in Deutschland mit 25 000 Mitarbeitern an seinem Stammsitz in Rüsselsheim sowie in Bochum, Eisenach und Kaiserslautern.

Ohne die Hilfe vom Staat stehe Opel "vor dem Aus", sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Die Banken würden dem Autobauer kein Geld mehr für nötige Investitionen geben, sagte Dudenhöffer dem Abendblatt. GM hatte vergangene Woche erklärt, dass ihm im ersten Halbjahr 2009 das Geld auszugehen drohe, falls es nicht zu weiteren Hilfen oder drastischen Schritten komme. In den USA bemüht sich die Regierung unter Hochdruck, ein milliardenschweres Hilfspaket für die Not leidende Automobilindustrie zu schnüren.

Die gesamte europäische Autobranche, die unter Auftragseinbrüchen leidet, hofft ebenfalls auf weiteres Geld vom Staat. Sie bat um vergünstigte Kredite von insgesamt 40 Milliarden Euro.

Daimler kündigte am Freitag an, Kurzarbeit nicht mehr ausschließen zu können. Auch die Zulieferer haben immer größere Probleme. Das Unternehmen Geiger aus Garmisch-Partenkirchen mit 740 Mitarbeitern meldete Insolvenz an. Dagegen wurde der angeschlagene Automobilzulieferer Stankiewcz/Gimotive aus Celle, der auch 300 Beschäftigte in Hamburg hat, durch Zugeständnisse der Banken vorerst gerettet.