Er könnte längst entspannt seinen Ruhestand genießen. Segeln, golfen, reisen, gut essen - alles, was der umtriebige Bahnchef Hartmut Mehdorn (66) liebt.

Doch das süße Nichtstun ist (noch) nicht die Welt des ehrgeizigen Managers. Der Bahnchef wird von einem Traum getrieben: Er will den letzten Staatskonzern Deutsche Bahn an die Börse bringen. Zwar wurde seine Vision vor wenigen Monaten durch die Finanzkrise gestoppt. Doch sein Ziel hat Mehdorn, dessen Vertrag bis Mai 2011 läuft, nicht aufgegeben.

Mehdorn ist der wohl bekannteste Manager in Deutschland - und einer der unbeliebtesten. Er braucht ein dickes Fell, um alle Schimpftiraden auf die Bahn über Verspätungen und Unzulänglichkeiten wegzustecken. Jetzt muss er auch für mögliche Bespitzelungen geradestehen.

Doch der Konzernlenker dürfte auch diesen Konflikt überstehen. Mehdorn, der mit der Französin Helène verheiratet ist und drei erwachsene Kinder hat, gilt als resoluter Macher. Der Mann ist zäh, packt zu, entscheidet, handelt und schafft Fakten.

Geduld ist nicht gerade seine Gabe. Alles muss "zack, zack" gehen. Manchmal vergreift er sich im Ton, wird laut und ruppig. Doch im Kern bleibt sich Mehdorn immer treu, legt unbequeme Wahrheiten auf den Tisch und scheut keinen Konflikt. Diplomat wollte er, wie er sagt, "nie werden".