Der letzte Bahnstreik ist noch in unguter Erinnerung, jetzt könnte eine neue Störung des Zugverkehrs drohen: Die Lokführergewerkschaft GDL hält auch das neue Tarifangebot der Bahn für unzureichend. Notfalls werde der Arbeitskampf vorbereitet, sagte GDL-Chef Weselsky dem Abendblatt.

Hamburg. Die Deutsche Bahn hat zu Beginn der zweiten Tarifrunde für ihre rund 130.000 Beschäftigten ein neues Angebot vorgelegt. Die Lokführergewerkschaft GDL wies es jedoch als unzureichend zurück.

"Es wurden zwar zum ersten Mal Zugeständnisse bei den Arbeitszeitregelungen gemacht. Das zeigt, dass sich die Verhandlungspartner erstmals im Detail mit unseren Forderungen beschäftigt haben", sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Donnerstag dem Abendblatt. "Allerdings ist die Bahn bei ihrer angebotenen Lohnerhöhung von einem Prozent geblieben." Ein wirklicher Schritt in Richtung GDL sei dies also nicht gewesen.

Um in den Verhandlungen voranzukommen, müsse sich der Arbeitgeber nun deutlich auf die Gewerkschaft zu bewegen. Sollte dies nicht der Fall sein, "dann wird uns nichts anderes übrigbleiben, als mit unseren Mitgliedern in die Vorbereitungen für einen Arbeitskampf zu gehen", sagte Weselsky weiter. Arbeitsniederlegungen werde es jedoch erst mit Ablauf der Friedenspflicht für die rund 12.000 Lokführer Anfang Februar geben.

Die GDL fordert 6,5 Prozent mehr Lohn und Änderungen bei der Anrechnung von Arbeitszeiten. Weselsky zeigte sich jedoch verständigungsbereit. "Wir sind angesichts der aktuellen Lage bereit, unsere prozentuale Forderung in den Verhandlungen einem Kompromiss zuzuführen", sagte er.

Die Lokführergewerkschaft verhandelt am Vormittag mit der Bahn; am Nachmittag kommen auch die Vertreter der Tarifgemeinschaft aus Transnet und GDBA an den Verhandlungstisch. Sie fordern zehn Prozent mehr Lohn und Verbesserungen bei der Arbeitszeit.