“Besitzen Sie ein Stück Finanzgeschichte“: So werben Verkäufer bei Ebay für Sammlerstücke aus dem Besitz von Bernard Madoff. Jacken, Mousepads, T-Shirts und Kaffeetaschen finden reißenden Absatz. Dem mutmaßlichen Betrüger droht Untersuchungshaft.

Washington. Er steht unter Hausarrest, trägt eine elektronische Fußfessel und ihm droht Untersuchungshaft - doch auf dem Internetportal Ebay erfreut sich der mutmaßliche Milliardenbetrüger Bernard Madoff großer Beliebtheit.

T-Shirts, Badetaschen, Taschenlampen und andere Sammlerstücke mit dem Firmenlogo des früheren US-Börsenchefs überschwemmen derzeit das virtuelle Auktionshaus. Einige hundert Dollar ist den Bietern eine Fleece-Jacke mit dem Firmen-Schriftzug "Madoff Securities" wert, ein Madoff-Mauspad stand zwischenzeitlich immerhin bei knapp 200 Dollar.

Die Verkäufer, oft frühere Angestellte des US-Investors, preisen die Artikel als "besonders selten" an und werben mit Sprüchen wie "Besitzen Sie ein Stück Finanzgeschichte".

T-Shirts mit einem "Trust me"-Logo

Auch Regenschirme, Ferngläser und Kaffeetassen mit dem Logo "Bernard L. Madoff Investment Securities LLC" kommen dort unter den virtuellen Hammer. Neben den Werbegeschenken an frühere Madoff-Angestellte können auch Scherzartikel erworben werden, so ein Shirt mit dem Bild des Investors und den Worten "Trust me" ("Vertrau mir").

Madoff soll Investoren nach seiner Zeit als Chef der US-Technologiebörse Nasdaq mit einem riesigen Schneeball-Betrugssystem um Milliarden gebracht haben. Unter den Geprellten sind neben Banken und Privatleuten auch Hochschulen und gemeinnützige Einrichtungen wie die Stiftung des Friedensnobelpreisträgers und Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel.

Dieser vermutlich größte Betrug der Finanzgeschichte ging über Jahre gut - obwohl die US-Behörden mindestens acht Mal Hinweisen auf Betrug nachgegangen waren. Der Chefprüfer der US-Börsenaufsicht SEC, David Kotz, hat eine schonungslose Untersuchung des Verhaltens der eigenen Behörde zugesagt. Die Ermittlungen seien im Gange, und er könne versprechen, dass sie unabhängig und so hart sein würden wie nötig, sagte der SEC- Generalinspekteur nach Medienberichten am Montag in einer Anhörung des Finanzausschusses des US-Abgeordnetenhauses.

Madoff droht Untersuchungshaft

Madoff, der seit Dezember in seinem Luxus-Appartement im New Yorker Stadtteil Manhattan unter Hausarrest steht, könnte unterdessen nun doch in Untersuchungshaft landen. In einer gerichtlichen Anhörung am Montag warf ihm die Staatsanwaltschaft vor, Wertgegenstände aus seinem persönlichen Besitz an andere Parteien verschickt und damit gegen Kautionsauflagen verstoßen zu haben.

Im Zuge des Verzichts auf U-Haft hatte das zuständige Gericht das Einfrieren von Madoffs Vermögenswerten verfügt. Bei den verschickten Gegenständen im Gesamtwert von etwa einer Million Dollar soll es sich nach Medienberichten zum Teil um Juwelen handeln.

Der zuständige Richter will über den Antrag der Anklagebehörde auf Untersuchungshaft erst in einigen Tagen entscheiden: Zunächst sollen sich beide Parteien schriftlich detaillierter zu den Vorwürfen äußern.