Der mutmaßliche Milliardenbetrüger Bernard Madoff war nicht der einzige, der durch raffinierte Schneeballsysteme reich wurde: Ermittler entdeckten mindestens sechs weitere Finanzbetrüger- einige inszenierten sogar ihren eigenen Tod, um der Verhaftung zu entgehen.

New York. Nach dem spektakulären Madoff-Betrugsfall fliegen in den USA immer weitere Schneeball-Systeme und Anlageschwindler auf. Ermittler entdeckten allein seit Jahresbeginn mindestens sechs vermutete millionenschwere Finanzbetrügereien. Alle nehmen sich jedoch einige Nummern kleiner aus als der von Ex-Broker Bernard Madoff nach eigenen Worten angerichtete Schaden von 50 Milliarden Dollar.

Einer der jüngsten Fälle ist ein am Dienstag festgenommener Hedge- Fonds-Manager aus Florida. Nach einer zweiwöchigen Suche stellte er sich. Seine angeblich 300 Millionen Dollar schweren Fonds sollen laut US-Medien tatsächlich nur noch einen winzigen Bruchteil wert sein.

Bereits am Montag hatte sich der Inhaber einer Investmentfirma auf Long Island bei New York den Behörden gestellt. Er soll seit 2006 mehr als 370 Millionen Dollar eingesammelt und den Angaben zufolge eine jährliche Rendite von 48 Prozent und mehr versprochen haben. Übrig sei weniger als eine Million Dollar.

Der Zusammenbruch ihrer Geschäfte ließ zuletzt mehrere US-Manager sogar ihren eigenen Tod inszenieren. Der 38-jährige Marcus Schrenker etwa brachte dafür vor einigen Wochen sein Sportflugzeug zum Absturz. Zuvor hatte er sich per Fallschirm abgesetzt, wurde aber geschnappt.

Ein Grund für einen enttarnten "Mini-Madoff" nach dem anderen: In der Finanzkrise holen Investoren scharenweise ihr Geld aus allen möglichen Anlagen zurück. Und dann fliegt auf, wo nichts mehr zu holen ist. Auch der jahrzehntelang angesehene Madoff musste deshalb Mitte Dezember seinen Söhnen den Offenbarungseid leisten: Ein Großanleger wollte so viel Geld zurück, das es Madoff nirgends auftreiben konnte.

Seither sitzt der 70-Jährige gegen eine Millionenkaution im luxuriösen Hausarrest seines Nobel-Appartements in Manhattan. Die Öffentlichkeit ist empört, der Staatsanwalt fordert seit Wochen vergeblich U-Haft. Madoff brach letztlich nun auch den vielen kleineren mutmaßlichen Betrügern laut Experten das Genick: Anleger in aller Welt waren von dem Vertrauensbruch so geschockt, dass sie sofort auch bei ihren Investments genauer hinguckten - und manchmal erschraken.

Bei den Behörden gehen seither weit mehr Hinweise ein als früher. Und die Tipps sollen auch strenger geprüft werden, seitdem die US- Börsenpolizei SEC im Fall Madoff schwere Fehler einräumen musste.

Doch den Ermittlern fehlt es an Geld und Personal. Nun wird die Politik aktiv: Eine Initiative für 500 neue FBI-Agenten sowie mehr Staatsanwälte und SEC-Mitarbeiter ging gerade auf den Weg. "Wir haben einfach nicht genug Beamte", sagte der demokratische US-Senator Charles Schumer laut "New York Times".

Erstmals sehen tausende Betrugsopfer weltweit nun erstmals einen Hoffnungsschimmer: Die spanische Großbank Santander, eine der größten Madoff-Geschädigten, stellte ihren Privatkunden als erste Bank eine Entschädigung in Aussicht. Das Angebot kam unmittelbar nach einer Sammelklage von Anlegern gegen die Bank in den USA.