Schon die Größenordnung ist schwer zu fassen: Um 50 Milliarden Dollar soll der Broker Bernard Madoff seine Kunden betrogen haben. Wirklich unfassbar ist allerdings, dass die Behörden ihm trotz Hinweisen und mindestens acht Kontrollen nicht auf die Schliche kamen.

Washington/New York. Im größten Betrugsfall der Finanzgeschichte kommen immer neue Pannen der US-Aufsicht ans Licht: Die Behörden hätten die Geschäfte des Brokers Bernard Madoff allein in den vergangenen 16 Jahren mindestens achtmal unter die Lupe genommen, berichtete das "Wall Street Journal" am Montag. Dennoch flog das wohl 50 Milliarden Dollar schwere "Schneeball-System" mit vielen Geschädigten auch in Europa nicht auf.

Inzwischen beschäftigen die Versäumnisse etwa der Börsenaufsicht SEC auch die Politik. Im Finanzausschuss des US-Abgeordnetenhauses stand am Montag eine Anhörung zu dem Mitte Dezember von Madoff selbst gestandenen Betrugsfall auf der Tagesordnung.

Der scheidende SEC-Chef Christopher Cox hatte bereits Fehler seiner Behörde eingeräumt und eine interne Untersuchung angeordnet. Ehemalige Wettbewerber Madoffs und Insider hatten die Kontrolleure Berichten zufolge jahrelang mit Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten versorgt.

Obama will für mehr Kontrollen sorgen

Angesichts der Finanzkrise stehen derzeit die SEC und andere Aufseher generell in der Kritik. Sie sollen nicht ausreichend vor den Risiken an den Märkten gewarnt haben. Der künftige US-Präsident Barack Obama will das umstrittene System verschiedener Finanzmarkt- Kontrolleure straffen.

Der 70-jährige Madoff hatte seinen Opfern jahrzehntelang beständig hohe Gewinne versprochen, die er in Wirklichkeit gar nicht erzielt haben soll. An die Investoren schüttete er stattdessen Geld aus, das er von immer neuen Anlegern bekam - ein sogenanntes "Schneeball- System". Der einst angesehene New Yorker Geschäftsmann steht derzeit unter Hausarrest in seinem Luxus-Appartement in Manhattan.

Auch bei zahlreichen großen Wall-Street-Banken blinkten laut Medienberichten bereits frühzeitig die Warnlampen. Madoffs Rendite- Versprechen seien etwa den Investmentbanken Goldman Sachs und Merrill Lynch schon lange verdächtig vorgekommen, so die "Financial Times" am Montag. Die Häuser machten demnach zwar für sich und ihre Kunden keine Geschäfte mit Madoff, sie hätten die Behörden aber nicht über ihre Bedenken informiert.