Fahrzeugproduktion läuft in Osnabrück Ende Mai aus. Unternehmen konzentriert sich auf Dachsysteme.

Hamburg. Schwarzer Montag für die Mitarbeiter des angeschlagenen Cabrioherstellers Karmann. Nach einem Schlichtungsverfahren im Streit um einen Sozialplan haben sie seit gestern nahezu Gewissheit, dass 1340 Kollegen ihren Job verlieren und eine betriebsbedingte Kündigung erhalten. Zudem sollen die Betroffenen zunächst auf eine Abfindung verzichten. Darüber hat das Unternehmen auf einer vom Betriebsrat einberufenen Betriebsversammlung informiert. Der Grund ist die Stilllegung des Fahrzeugbaus in Osnabrück Ende Mai.

Eine Abfindungsregelung war der Hauptkonflikt eines Schlichtungsverfahrens der vergangenen Tage. Beide Betriebsparteien müssten nun das Schlichtungsergebnis bewerten und dann endgültig abstimmen, sagte Unternehmenssprecher Christian Eick dem Abendblatt. Das Ergebnis scheint aber nach dem Vorschlag der Schlichter bereits klar.

Allerdings bestehe die Hoffnung, Zahlungen aus einem noch offenen Rechtsstreit mit dem amerikanischen Autobauer Chrysler für Abfindungen zu verwenden, teilten Betriebsrat und IG Metall mit. "Ob Karmann in diesem Streit siegen wird, entscheidet sich noch 2009", hieß es bei der IG Metall. Laut Betriebsratschef Wolfram Smolinski könne aber nicht vorhergesagt werden, ob diese Mittel tatsächlich fließen.

Die wirtschaftliche Lage habe keine Abfindungen zugelassen. Ein Unternehmen dürfe durch solche Zahlungen nicht in seiner Existenz gefährdet werden, sagte der Osnabrücker IG-Metall-Bevollmächtigte Hartmut Riemann. Die Rechtsprechung sei in dieser Frage eindeutig. Die Gesellschafter hätten zudem erneut deutlich gemacht, dass sie nicht bereit seien, Mittel zur Verfügung zu stellen. Nach Gewerkschaftsangaben würden Abfindungen das Unternehmen rund 50 Millionen Euro kosten. "Wir können klar sagen, dass wir über das Ergebnis nicht glücklich sind", so Riemann. Er werte dieses Vereinbarungswerk hinsichtlich der Abfindungsregelung "als Armutszeugnis für die Sozialverantwortung der Gesellschafter". Betriebsratschef Smolinski sprach von einem "Diktat", dem sich die Arbeitnehmer hätten beugen müssen. "Der Sozialplan ist sicherlich kein Erfolg", sagte er.

Künftig will sich das Unternehmen auf die Geschäftsfelder Fahrzeugentwicklung und Dachsysteme spezialisieren. Bis Mitte April soll auch die Zukunft des Werkzeugbaus geklärt sein. Für diese Sparte sucht Karmann Käufer. Sollte sich kein Investor finden, droht der Verlust von weiteren 250 von 700 Stellen in dem Segment. Auch das Gesamtunternehmen steht zum Verkauf.

Bei dem Rechtsstreit zwischen Karmann und Chrysler geht es um das Auslaufen des Modells Crossfire im Jahr 2007, das zuvor in Deutschland gebaut wurde. Der Hersteller soll sich nicht vertragsgerecht verhalten haben. Allerdings hängt Chrysler wie der Opel-Mutterkonzern General Motors am Tropf der amerikanischen Regierung und kämpft um sein Überleben.