Lange haben die weltweit 2300 Mitarbeiter gehofft - und am Ende war der Weg zum Amtsgericht doch nicht mehr abzuwenden. Der Wäschehersteller...

Hamburg. Lange haben die weltweit 2300 Mitarbeiter gehofft - und am Ende war der Weg zum Amtsgericht doch nicht mehr abzuwenden. Der Wäschehersteller Schiesser aus Radolfzell am Bodensee hat Insolvenz angemeldet. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als könne das Unternehmen (130 Millionen Euro Umsatz) doch noch die Wende schaffen. Schiesser wurde nach Jahren mit Verlusten saniert, doch dann konnte das Unternehmen keine Anschlussfinanzierung finden - obwohl die Umsätze der Firma im Januar 2009 um 20 Prozent in die Höhe geschnellt waren. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter der 1875 gegründeten Firma wurde gestern Volker Grub bestellt, der unter anderem bereits den Hausgerätehersteller Bauknecht saniert hat.

Mit Schiesser geht ein Hersteller in die Knie, dessen Name über Jahre - wie Tempo fürs Papiertaschentuch - als das Synonym für Unterwäsche galt. Schiesser Feinripp ist in Deutschland fast jedem bekannt. Und das schon seit 1920, als der von dem Schweizer Jacques Schiesser gegründete Betrieb auf der Weltausstellung in Paris das patentierte Verfahren des Schiesser Knüpftrikots vorstellte.

Heute belasten das Unternehmen Schulden in Höhe von 61 Millionen Euro. Der Schweizer Mehrheitsaktionär Hesta hätte nochmals Geld bereitstellen müssen. Doch Hesta sei "in Anbetracht ihrer Beurteilung von Chancen und Risiken im Rahmen der derzeitigen Struktur des Unternehmens und seiner Bilanz nicht bereit, weitere Mittel zur Refinanzierung zur Verfügung zu stellen", hieß es.

Das Schiesser-Management hofft nun, wie gestern mitgeteilt wurde, dass es mit Insolvenzverwalter Grub die bereits seit Jahren laufende Umstrukturierung fortführen kann. Dazu soll auch die Modernisierung des Designs der Wäsche beitragen. Denn das gute, alte Feinripp ist längst aus der Mode gekommen.