Der Börsengang wird mit Einnahmen von bis zu 11,8 Milliarden Dollar noch größer als erwartet. Aktie soll zwischen 28 und 35 Dollar kosten.

New York. Der sehnsüchtigt erwartete Börsengang von Facebook wird der Firmenkasse viel Investorengeld bringen. Das weltgrößte soziale Netzwerk plant bei seinem Parkettdebüt bis zu 11,8 Milliarden Dollar (9 Mrd Euro) einzusammeln, wie aus dem aktualisierten Börsenprospekt hervorgeht. Die einzelne Aktie soll zwischen 28 und 35 Dollar kosten. Der genaue Preis wird später festgelegt. Es ist der mit Abstand größte Börsengang einer Internetfirma.

Bei Bekanntgabe der IPO-Absichten hatte Facebook im Februar erklärt, mindestens fünf Milliarden Dollar einsammeln zu wollen. „Die Leute werden mit dieser Bewertung sehr zufrieden sein“, sagte Analyst Sam Schwerin von Millenium Technology Value Partners nun zu den aktualisierten Plänen.

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Damit käme das erst acht Jahre alte Unternehmen nahe an den Marktwert des Online-Handelsriesen Amazon heran. Auch Googles Premiere auf dem Parkett verblast daneben: Der Konkurrent hatte 2004 knapp 1,7 Milliarden Dollar erlöst und kam auf eine Bewertung von 23 Milliarden Dollar.

Heute ist der Suchmaschinen-Primus rund 200 Milliarden Dollar schwer. Facebook würde aktuell aber zum Beispiel den weltgrößten Computerhersteller Hewlett-Packard (48 Milliarden Dollar) oder auch den weltgrößten Autobauer General Motors (35 Milliarden Dollar) vom Wert her locker übertreffen.

Etwas mehr als die Hälfte der Gesamtsumme fließt dem Unternehmen zu. Den Rest streichen die Alteigentümer ein, die sich von einem Teil ihrer Anteile trennen. Darunter ist auch Gründer und Chef Mark Zuckerberg. Er verkauft 30 Millionen seiner insgesamt knapp 534 Millionen Aktien und könnte damit gut eine Milliarde Dollar einnehmen. Damit will er fällige Steuern begleichen. Zugleich wird der 27-Jährige seine Firma weiter fest im Griff behalten, dank eines Modells mit «Super-Aktien» mit mehr Stimmrechten. Sein verbleibender Anteil könnte auf dem Papier anfangs rund 18 Milliarden Dollar schwer sein. Die dominierenden Stimmrechte machen den wahren Wert von Zuckerbergs Aktien jedoch kaum messbar.

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In einem ersten Schritt wechseln gut 337 Millionen Aktien den Besitzer. Die Gesamtzahl der Facebook-Aktien weist das Börsenprospekt mit 2,14 Milliarden aus. Damit würde das soziale Netzwerk im besten Fall auf einen Wert von 75 Milliarden Dollar kommen. Selbst zum günstigeren Aktienkurs wären es noch 60 Milliarden Dollar.

Allerdings rechnete die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag vor, dass durch Optionen oder Aktien, die im Zusammenhang mit dem Kauf des Bilderdienstes Instagram ausgegeben werden, am Ende 2,74 Milliarden Anteilsscheine im Umlauf sein dürften. Das triebe den Gesamtwert von Facebook auf bis zu 96 Milliarden Dollar hoch.

Facebook hatte die langwierige Prozedur des Börsengangs Anfang Februar offiziell begonnen. Das «Wall Street Journal» hatte vor einigen Tagen bereits den 18. Mai als wahrscheinlichen Termin für die Aktienplatzierung genannt.

Allerdings kann sich an den Einzelheiten noch einiges ändern. Zuerst einmal geht das Management um Gründer Mark Zuckerberg auf die sogenannte «Roadshow», um Investoren die Aktien schmackhaft zu machen. Danach steht auch fest, wie gefragt die Anteilsscheine wirklich sind, und Facebook kann einen endgültigen Ausgabekurs festlegen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist alles möglich - auch dass das Unternehmen den Börsengang in letzter Minute abbläst.

Experten gehen davon aus, dass sich die Investoren um die Papiere des Netzwerks mit mehr als 900 Millionen aktiven Nutzern reißen. Trotzdem wurden zuletzt auch Zweifel an der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells laut – erst Ende April gab Facebook den ersten Umsatzrückgang zum Vorquartal seit mindestens zwei Jahren bekannt . Facebook kämpft beispielsweise mit Google um die wertvolle Zeit der Internetnutzer, die sich wiederum bei Werbekunden in bares Geld verwandeln lässt.

+++ Schrumpfender Umsatz und Gewinnrückgang bei Facebook +++

Vor allem die zunehmende Nutzung des Internets über Smartphones und Tablet bereitet dem Unternehmen Sorgen. Bisher schalten Werbekunden lieber auf herkömmlichen Computern Anzeigen. Zudem sind sie bereit, dafür mehr zu zahlen als für Handy-Werbung. Facebook will in dem mobilen Bereich unbedingt wachsen. Die fürs operative Geschäft bei Facebook zuständige Managerin Sheryl Sandberg versicherte, dass die mobile Welt für Facebook keine so große Herausforderung wie für andere Unternehmen sei. Finanzchef David Ebersman kündigte an, der Internetkonzern werde in diesem Bereich stark investieren, auch wenn noch unklar sei, wann oder ob sich dies auszahle. (dpa/Reuters/abendblatt.de)