Kurz vor dem geplanten Börsengang könnten die Zahlen des normalerweise rasant wachsenden Unternehmens potenzielle Investoren verschrecken.
New York/San Francisco. Der Umsatz von Facebook schwächelt - wenige Wochen vor dem geplanten Börsengang. Zwar stiegen die Einnahmen im ersten Quartal 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 45 Prozent, doch im direkten Vergleich schrumpfte der Umsatz vom Schlussquartal 2011 zum Auftaktquartal des laufenden Jahres zum ersten Mal seit zwei Jahren um sechs Prozent. Auch die Gewinzahlen sehen nicht mehr ganz so rosig aus. Das zeigt ein Blick in den aktualisierten Börsenprospekt mit den neuesten Geschäftszahlen. Den potenziellen Investoren dürfte einiges in dem rund 200 Seiten umfassenden Dokument sauer aufgestoßen sein. „Das musste irgendwann geschehen“, sagt Anupam Palit von GreenCrest Capital zum Umsatz. Das Wachstum werde sich verlangsamen.
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Obwohl Facebook die Zahl seiner Nutzer im gleichen Zeitraum kräftig steigern konnte, ging der Umatz zurück. Das Unternehmen begründete den Rückgang am Montag mit „saisonalen Trends“. Zu Weihnachten werben Firmen gemeinhin besonders stark – und Werbung ist für Facebook immer noch die Haupteinnahmequelle. Von 2010 auf 2011 hatte Facebook dieses Loch jedoch umgehen können. Damals war das Unternehmen rasanter gewachsen als heute. Facebook hatte es in der Vergangenheit nicht selten geschafft, sein Geschäft binnen eines Jahres zu verdoppeln. Nun stieg der Umsatz im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum noch um 45 Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar (807 Mio Euro). Für jede normale Firma wäre das ein Traumwert – für Facebook ist es wenig. Brian Wieser von der Pivotal Research Group wies darauf hin, dass Facebook als ein Unternehmen wahrgenommen werde, das sehr schnell wachse. Unter diesen Umständen bereite jede Wachstumsschwäche – „egal ob in Folge oder jährlich“ - den Investoren Sorge.
Auch beim Gewinn musste Facebook zu Jahresbeginn Abstriche machen. Auf die gewöhnlichen Aktionäre entfielen 137 Millionen Dollar und damit 10 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Hauptgrund für den Rückgang waren deutlich gestiegene Marketing- und Entwicklungskosten. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte seine Mannschaft kräftig aufgestockt, und zwar um 46 Prozent auf gut 3500 Mitarbeiter. Das Soziale Netzwerk hatte Ende März 901 Millionen aktive Nutzer im Monat. Ende Dezember waren es erst 845 Millionen. Die Nutzer sind der Schatz von Facebook. Neben der Werbung verdient das Unternehmen vor allem an den beliebten Onlinespielen. Die Einnahmequellen abseits der Werbung steuerten im ersten Quartal schon beinahe ein Fünftel zum Umsatz bei.
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Facebook dürfte in wenigen Wochen den größten Börsengang eines Internetunternehmens aller Zeiten hinlegen. Die Einnahmen sind auf 5 Milliarden Dollar veranschlagt. Der gesamte Börsenwert von Facebook - also inklusive der Anteile, die bei den Alteigentümern wie Mark Zuckerberg verbleiben – wird auf 75 bis 100 Milliarden Dollar geschätzt. Wie Facebook jetzt enthüllte, soll die Aktie an der Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden – das ist ein Schlag für die traditionsreiche New York Stock Exchange mit ihrem klassischen Parketthandel. Bei dem Börsengang winken nicht nur Gebühren, sondern auch jede Menge Renommee. Das genaue Datum für den Börsengang ist aber weiterhin unklar.
Um sich interessanter für Anleger zu machen, hatte Facebook erst vor wenigen Wochen die Übernahme des Fotodienstes Instagram für 1 Milliarde Dollar verkündet. Der Börsenprospekt offenbart nun die Details des Kaufs: Demnach fließen 300 Millionen Dollar in bar, der Rest wird in Aktien bezahlt, 23 Millionen an der Zahl. Sollte der Kauf platzen – etwa wegen Bedenken der Wettbewerbshüter – stehen den Instagram-Eignern 200 Millionen Dollar als Trostpflaster zu.
Überhaupt hat Mark Zuckerberg derzeit die Spendierhosen an. Ebenfalls am Montag kaufte Facebook 650 Patente und Patentanwendungen von Microsoft, die ursprünglich dem Internet-Urgestein AOL gehörten - Kostenpunkt 550 Millionen Dollar. Microsoft hatte die geschützten Ideen selbst erst vor zwei Wochen erworben und für ein größeres Paket insgesamt 1,1 Milliarden Dollar bezahlt. Welche Patente jetzt zu Facebook weitergereicht wurden, blieb offen. Fest steht aber der Grund für den Kauf: Facebook rüstet sich damit für die laufenden Patent-Händel vor Gerichten in mehreren Ländern. Das Unternehmen baue ein Portfolio an geistigem Eigentum auf, um seine Interessen zu schützen, erklärte Chefjustiziar Ted Ullyot unumwoben. Facebook befindet sich derzeit mit Yahoo in einem Rechtsstreit um die illegale Nutzung von technischen Ideen.
Mit Material von dpa/rtr