Kurz vor dem geplanten Börsengang könnten die Zahlen des normalerweise rasant wachsenden Unternehmens potenzielle Investoren verschrecken.

New York/San Francisco. Kurz vor seinem Börsengang hat sich das enorme Wachstum des sozialen Netzwerks Facebook verlangsamt. Das geht aus neuen Unterlagen hervor, die das Unternehmen am Montag bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC einreichte. Zwar konnte Facebook den Umsatz im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch immer um knapp 45 Prozent auf 1,05 Milliarden Dollar steigern. Doch die Messlatte für Facebook liegt deutlich höher. Zwischen 2010 und 2011 kletterte der Umsatz um 88 Prozent in die Höhe. Im Jahr davor explodierte er sogar regelrecht: Facebooks Umsatz legte damals um 154 Prozent zu.

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Aus den Daten des weltweit größten sozialen Netzwerks geht klar hervor: Facebook gibt mehr Geld aus, unter anderem für Marketing, aber auch für Entwicklung. Der Gewinn sei daher um 12 Prozent zurückgegangen, von 233 Millionen im ersten Quartal 2011 auf jetzt 205 Millionen Dollar. Unterdessen bleibt Facebook stark abhängig vom Videospielhersteller Zynga („Mafia Wars“, „Angry Birds“). Fast ein Viertel der Einnahmen, 23 Prozent, seien direkt auf Zynga zurückzuführen. Das meiste Geld macht Facebook allerdings nach wie vor mit Werbung, die Dritte auf seinem Portal schalten.

Weiterhin auf Wachstumskurs ist Facebook hingegen bei seinen Nutzerzahlen. 901 Millionen Menschen weltweit sind jeden Monat auf dem Netzwerk aktiv. Im Dezember waren es noch 845 Millionen. Immer mehr Nutzer greifen zudem mobil auf die Plattform von Gründer Mark Zuckerberg zu. Inzwischen surfen 488 Millionen Nutzer per Handy auf Facebook, mehr als jeder zweite. Ihre Zahl wächst doppelt so schnell wie die der Nutzer, die sich am Computer einloggen – und das vor allem in Brasilien, Indien und auf dem Heimatmarkt USA.

Wie wichtig diese Nutzer sind, die per Smartphone Eindrücke von unterwegs teilen, zeigte zuletzt auch Facebooks Kauf der Foto-App Instagram. Dazu wurden nun in den Unterlagen neue Details bekannt: Facebook habe den Kauf Anfang April mit 300 Millionen Dollar in bar und 23 Millionen Aktien à 30,89 Dollar abgewickelt. Außerdem hat Facebook Instagram 200 Millionen Dollar versprochen, falls der Deal bei den Kartellbehörden nicht zugelassen würde.

In der Zwischenzeit war Facebook wieder auf Einkaufstour. Für 550 Millionen Dollar in bar übernahm das Unternehmen rund 650 Patente von seinem Gesellschafter Microsoft. Microsoft hatte die Patente zuvor dem Internet-Pionier AOL abgekauft. Sie umfassen unter anderem Technologien für Werbung, Suchmaschinen und soziale Netzwerke. Facebook, dessen Gang an die Börse nach Medienberichten im Mai folgen soll, sieht sich mit den neuen Patenten deutlich gestärkt.

Die Mitgliederzahl weiter rasant und bei diesem Tempo würde die Marke von einer Milliarde Nutzern noch in diesem Jahr geknackt. Ende Dezember hatte Facebook erst 845 Millionen aktive Mitglieder im Monat. Die Nutzer sind der Schatz von Facebook. Neben der Werbung verdient das Unternehmen vor allem an den beliebten Onlinespielen. Die Einnahmequellen abseits der Werbung steuerten im ersten Quartal schon beinahe ein Fünftel zum Umsatz bei.

Facebook dürfte in wenigen Wochen den bisher größten Börsengang eines Internet-Unternehmens hinlegen. Nach bisherigen Einnahmen soll die Aktienplatzierung fünf Milliarden Dollar einbringen – auch wenn sich hartnäckig das Gerücht hält, dass es sogar zehn Milliarden werden könnten. Der gesamte Börsenwert von Facebook – also inklusive der Anteile, die bei den Alteigentümern wie Mark Zuckerberg verbleiben – wird auf 75 bis 100 Milliarden Dollar geschätzt.

Wie Facebook jetzt enthüllte, soll die Aktie an der Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden – das ist ein Schlag für die traditionsreiche New York Stock Exchange mit ihrem klassischen Parketthandel. Bei dem Börsengang winken nicht nur Gebühren, sondern auch jede Menge Renommee. Das genaue Datum für den Börsengang ist aber weiterhin unklar.

Um sich interessanter für Anleger zu machen, hatte Facebook erst vor wenigen Wochen die Übernahme des Fotodienstes Instagram für eine Milliarde Dollar verkündet. Der Börsenprospekt offenbart nun die Details des Kaufs: Demnach fließen 300 Millionen Dollar in bar, der Rest wird mit 23 Millionen Aktien bezahlt. Sollte der Kauf platzen - etwa wegen Bedenken der Wettbewerbshüter – stehen den Instagram-Eignern 200 Millionen Dollar als Trostpflaster zu.

Überhaupt hat Zuckerberg derzeit die Spendierhosen an. Ebenfalls am Montag kaufte Facebook 650 Patente und Patentanwendungen von Microsoft, die ursprünglich dem Internet-Urgestein AOL gehörten - Kostenpunkt 550 Millionen Dollar. Microsoft hatte die geschützten Ideen selbst erst vor zwei Wochen erworben und für ein größeres Paket insgesamt 1,1 Milliarden Dollar bezahlt.

Welche Patente jetzt an Facebook weitergereicht wurden, blieb offen. Fest steht aber der Grund für den Kauf: Facebook rüstet sich damit für die laufenden Patent-Streitigkeiten. Das Unternehmen baue ein Portfolio an geistigem Eigentum auf, um seine Interessen zu schützen, erklärte Chefjustiziar Ted Ullyot unumwoben. Facebook befindet sich derzeit mit dem Internet-Pionier Yahoo in einem Rechtsstreit um die illegale Nutzung technischer Ideen.

Mit Material von dpa