Die Börsen sind weltweit auf Talfahrt, der Euro-Kurs fällt. War es wirklich nur ein Tippfehler, der den historischen Kurseinbruch in New York verursachte?

Die Griechenland-Krise und historisch einmalige Kurskapriolen an den US-Börsen haben am Freitag Anleger rund um den Globus in Verwirrung gestürzt. In Tokio sackte der Nikkei-Index um 3,1 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten, die japanische Notenbank pumpte in einer Hilfsaktion zwei Billionen Yen (17 Milliarden Euro) in die Geldmärkte. In Frankfurt reagierte der Leitindex Dax zunächst mit einem Abschlag von mehr als zwei Prozent, bis zum Nachmittag reduzierte sich der Verlust aber auf nur noch knapp ein Prozent. An der Wall Street zeigten sich die Kurse zum Börsenstart zunächst stabil. Bundestag und Bundesrat machten indes den Weg für die deutsche Griechenland-Hilfe frei.

Die richtige Geldanlage in Zeiten der Euro-Krise

Am Donnerstagabend war der US-Aktienindex Dow Jones zeitweise rund 1000 Punkte eingebrochen – in Punkten gemessen der größte Einbruch in der über 100-jährigen Geschichte des Börsenbarometers. Auch breitere Indizes wie der S&P 500 fielen rasant, bevor sich der Verlust auf gut drei Prozent verringerten.

Auf dem Tiefpunkt war damit etwa zehn Prozent der US- Marktkapitalisierung vernichtet, einige Aktien selbst von Schwergewichten wie etwa Philip Morris lagen zeitweise mehr als 90 Prozent im Minus. Selbst Giganten wie Procter & Gamble brachen um mehr als ein Drittel ein – der Marktwert des weltweit größten Konsumgüterherstellers sank innerhalb weniger Minuten somit um rund 60 Milliarden Dollar. Insgesamt hat der Börsencrash in der Spitze kurzfristig mehr als 1000 Milliarden Dollar vernichtet.

Die Ursachen der extremen Schwankungen standen am Freitag noch nicht fest. Händler spekulierten über Computerfehler, versehentliche Falscheingaben, Notverkäufe bei Unterschreiten bestimmter Marken, Marktmanipulationen oder auch die extreme Anspannung angesichts der dramatischen Lage Griechenlands. Der Wirtschaftssender CNBC vermutete, ein großer Marktteilnehmer habe einen Fehler gemacht. Statt „Millionen“ habe er „Milliarden“ in sein System eingetippt und damit das Chaos ausgelöst. Eine Bestätigung dafür gab es aber nicht.

Die Börsenaufsicht SEC kündigte eine Untersuchung an. Die beiden New Yorker Börsen NYSE und Nasdaq erklärten, dass alle Transaktionen mit Aktien, die zwischen 14.40 und 15.00 Uhr (Ortszeit) mehr als 60 Prozent verloren hatten, rückgängig gemacht würden.

In Japan drückte zusätzlich der starke Yen auf die Kurse. Denn die japanische Währung hatte bedingt durch den schwachen Euro in Folge der Schuldenkrise Griechenlands zuletzt kräftig zugelegt. Japanischen Exporteuren fällt es dadurch schwerer, Waren in Europa zu verkaufen.

Der Euro ging angesichts der griechischen Schuldkrise und der Sorge vor einem Übergreifen auf andere Euro-Länder auf Talfahrt. Die europäische Währung notierte zum Yen zuletzt mit knapp 117 Yen. Zur US-Währung fiel der Euro auf 1,27 Dollar. Noch im Dezember 2009 hatte der Euro bei 1,50 Dollar gelegen. Die Notspritze der Bank of Japan war die größte derartige Maßnahme seit Dezember 2008, als sie Instituten wie Banken und Brokerhäusern wegen der globalen Finanzkrise ebenfalls zwei Billionen Yen über den Geldmarkt bereitgestellt hatte. Eine ähnliche Operation hatte sie zuletzt Ende vorigen Jahres im Kampf gegen die Deflation unternommen. Die Europäische Zentralbank hatte vergangenes Jahr ebenfalls mehrfach frisches Geld in die Märkte gepumpt, weil sich Banken untereinander nicht mehr vertrauten.

In Berlin billigten Bundestag und Bundesrat die deutsche Bürgschaft für die Notkredite an Griechenland in Höhe von bis zu 22,4 Milliarden Euro. Insgesamt stellen die Euro-Länder innerhalb von drei Jahren bis zu 80 Milliarden Euro bereit, der IWF 30 Milliarden Euro. Für Berlin wird die Staatsbank KfW das Geld bereitstellen. Der Bund bürgt dafür. Athen hat sich im Gegenzug auf ein drastisches Sparpaket im Umfang von 30 Milliarden verpflichtet. Zudem stellen deutsche Banken und Versicherer laut Bundesfinanzministerium freiwillig rund acht Milliarden Euro zur Verfügung.