Ernst H. wurde angeklagt, weil er nach der Flucht von Kampusch mehrere Stunden mit Wolfgang Priklopil durch Wien gefahren war.
Wien. Ernst H, der beste Freund des Entführers von Natascha Kampusch, hat ihn laut einem Gerichtsurteil nicht vor der Polizei versteckt. Das Wiener Straflandesgericht sprach den Freund am Montag vom Vorwurf der Begünstigung frei. Der Mann war angeklagt worden , weil er nach der Flucht von Kampusch mehrere Stunden mit Wolfgang Priklopil durch Wien gefahren war, bevor dieser sich vor einen Zug warf. Dabei soll der Entführer eine Art „Lebensbeichte“ abgelegt haben.
Für Richterin Minou Aigner hat H. seinen Freund damit nicht vor dem Zugriff der Polizei bewahrt, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA. Priklopil habe offenbar nicht vorgehabt zu fliehen, sondern noch eine Aussprache gesucht.
Kampusch zeigte sich am Montag froh über das Ende des Prozesses. „Ich hoffe, dass die Mittäter-These nun endgültig verworfen wird, sofern sich nicht wirklich stichhaltige Hinweise dazu finden sollten“, sagte sie der APA. Es sei nicht einfach, immer wieder von dritter Seite zu erfahren, wie ihre Gefangenschaft abgelaufen sein soll, sagte sie weiter. Anfang September erscheint ihre Autobiografie, in der sie die Geschichte aus ihrer Sicht erzählen will.
Der „Fall Kampusch“ sorgt seit Jahren in Österreich für Aufsehen. Die Wienerin war im März 1998 als Zehnjährige auf dem Weg zur Schule von Priklopil entführt und in einem Kellerverlies gefangen gehalten worden. Am 23. August 2006 konnte die junge Frau aus eigener Kraft flüchten, ihr Peiniger nahm sich noch am selben Tag das Leben. Nach Kampuschs Wiederauftauchen wurden immer mehr Fragen nach möglichen Mittätern und Polizeifehlern laut. Auch der Name Ernst H. tauchte dabei immer wieder auf. Er soll Kampusch einmal bei einem ihrer wenigen Ausflüge mit Priklopil getroffen haben, dabei aber nicht realisiert haben, wer sie ist.