Nataschas Zeit im Keller sei womöglich besser gewesen als ihr Leben davor: Wegen solcher Äußerungen verklagt die Mutter jetzt Ludwig Adamovich.
Wien. Die Mutter des Entführungsopfers Natascha Kampusch hat den ehemaligen Präsidenten des österreichischen Verfassungsgerichtshofs wegen übler Nachrede verklagt. Ludwig Adamovich hatte gesagt, Kampuschs Zeit im Kellerverlies sei womöglich allemal besser gewesen als ihr Leben davor. Der Jurist ist Leiter einer Kommission zu dem Entführungsfall, die sich um noch offene Fragen und mögliche Ermittlungsfehler kümmern soll. Adamovich war in den vergangenen Wochen mehrfach mit kritischen Aussagen an die Öffentlichkeit getreten.
„Ausschlaggebend für diesen Schritt war, dass Dr. Adamovich wiederholt und äußerst massiv meine Mandantin als Mutter angegriffen hat“, sagte der Anwalt von Brigitta Sirny, Wolfgang Miller, nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA vom Donnerstag. Der Ex-Richter habe einen umfassenden Tabubruch begangen. Die Anklage laute auf üble Nachrede und Verletzung des höchstpersönlichen Schutzbereichs der Familie. Der Anwalt des Opfers verurteilte laut APAzwar die Aussagen von Adamovich, stellte aber klar, „das Klagen das Problem nicht lösen“.
Um den Fall Kampusch gibt es drei Jahre nach dem Wiederauftauchen der jungen Frau in Österreich immer noch viele Rätsel. Die von Adamovich geleitete Expertenkommission hat die Frage nach möglichen Mittätern wieder aufgebracht, auch die Mutter gerät immer wieder ins Blickfeld. Ihr werden Kontakte zu Kampuschs Entführer Wolfgang Priklopil und Beteiligung an einem möglichen sexuellen Missbrauch ihrer Tochter nachgesagt.
Der damals 18-jährigen Kampusch gelang am 23. August 2006 die Flucht aus einem Kellerverlies in Strasshof, in dem sie Priklopil achteinhalb Jahre gefangen gehalten hatte. Noch am selben Tag nahm sich ihr Peiniger das Leben. Er hatte sie als Zehnjährige auf dem Weg zur Schule entführt.