Im Südosten der Türkei sind nach einem Beben der Stärke 5,7 insgesamt 25 Gebäude eingestürzt. Alle Opfer befanden sich in zwei Hotels.

Van/Türkei. Nach einem erneuten Erdbeben im Osten der Türkei sind mindestens zehn Menschen beim Einsturz zweier Hotels getötet worden. 28 Überlebende wurden aus den Trümmern der eingestürzten Gebäude in der Provinzhauptstadt Van geborgen, wie die Katastrophenschutzbehörde am Donnerstagmorgen mitteilte.

Der stellvertretende Ministerpräsident Besir Atalay sagte, in der Stadt Van seien bei dem Beben der Stärke 5,7 in der Nacht zum Donnerstag insgesamt 25 Gebäude eingestürzt. Nur die beiden Hotels Bayram und Aslan waren bewohnt, die anderen waren bei einem Erdbeben der Stärke 7,2 Ende Oktober beschädigt und deshalb geräumt worden.

Anwohner protestierten, weil die Behörden auch die eingestürzten Hotels in der Stadt Van bereits nach dem ersten Beben am 23. Oktober wegen Baufälligkeit hätten schließen müssen. Sie verlangten den Rücktritt des Provinzgouverneurs Munir Karaloglu. Der stellvertretende Ministerpräsident Atalay versuchte, mit den Menschen zu reden, wurde ausgebuht und verließ den Ort des Geschehens.

Die Polizei setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein, um die aufgebrachten Demonstranten auseinander zutreiben, meldete die Zeitung "Hürriyet“.

Dutzende Menschen verschüttet

Unterdessen suchten Rettungskräfte mit Räumgerät und Spitzhacken weiter nach Überlebenden. In der Nacht hatten sie ungeachtet mehrerer Nachbeben bei starkem Scheinwerferlicht gearbeitet. Die Rettungsarbeiten konzentrierten sich auf die zwei Hotels.

In einem der Hotels hielten sich unter anderem Journalisten auf, die über die Folgen des vorherigen Bebens berichteten. Die Nachrichtenagentur Dogan teilte mit, zwei ihrer Reporter würden vermisst. Unter den Gästen befanden sich auch Rettungsarbeiter, die den Opfern des vorherigen Bebens geholfen hatten.

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Das Hotel war mindestens 40 Jahre alt und im vergangenen Jahr renoviert worden. Hotelbesitzer Aslan Bayram sagte dem Sender NTV, das Haus habe 27 Gäste beherbergt, etwa die Hälfte davon habe sich im Hotel aufgehalten, als es durch das Erdbeben zerstört wurde. Er wisse aber nicht, wie viele Kunden in einem Laden am Eingang des Gebäudes gewesen seien.


Japaner unter den Trümmern vermisst

Die japanische Vereinigung für Hilfe und Rettung teilte mit, dass eine ihrer Mitarbeiterinnen, die nach dem vorangegangenen Erdbeben geholfen hatte, lebend aus den Trümmern des Bayram-Hotels geborgen worden sei. Sie sei nicht lebensgefährlich verletzt. Ein zweiter japanischer Helfer verstarb im Krankenhaus, nachdem er schwer verletzt geborgen wurde.

Ein Kameramann der Nachrichtenagentur Cihan sagte dem Fernsehsender Haber Türk, einige verschüttete Journalisten hätten Kollegen per SMS um Hilfe gebeten. Er selbst habe das Hotel vor dem Beben verlassen und sei zurückgekehrt, um seine Kamera zu holen, sagte Özgür Günes. „Überall war Staub und das Hotel war eingestürzt“, berichtete er. Es habe vom vorherigen Beben einige Risse gehabt. Man habe aber ihm und anderen Gästen gesagt, dass es sich um keine ernsthaften Schäden gehandelt habe.

Medienberichten zufolge waren aus eingestürzten Häusern Hilfeschreie zu hören. Menschen versuchten teils mit bloßen Händen, Betonbrocken und verbogenen Stahl beiseite zu räumen. In einem Krankenhaus brach ein kleinerer Brand aus, alle Patienten wurden in Sicherheit gebracht. Mustafa Bilici, Abgeordneter der Regierungspartei AKP, berichtete, eine Person sei ums Leben gekommen, als sie in Panik aus einem Haus sprang.

Regierung fliegt Rettungsteams ins Katastrophengebiet

Die Regierung bringe Hunderte Rettungsteams aus dem ganzen Land mit zivilen und Militärflugzeugen ins Erdbebengebiet, berichtete der Sender NTV. Der Rote Halbmond schickte nach einem Bericht des staatlichen Fernsehsenders TNT 15.000 Zelte in die Region und entsandte 300 Rettungskräfte. Aus Edremit, dem Zentrum des Bebens, wurden keine Schäden gemeldet.

Seit dem Erdbeben vom 23. Oktober, bei dem rund 600 Menschen ums Leben kamen, erschütterten etwa 1.400 Nachbeben die Region. Viele Bewohner leben seither in Zelten. Trotz der Kälte trauen sie sich nicht, in ihre Häuser zurückzukehren. Insgesamt 2.000 Gebäude wurden zerstört und die Behörden erklärten weitere 3.700 für unbewohnbar.