Rettungskräfte haben vier Tage nach dem sErdbeben in der Osttürkei einen 19-Jährigen gerettet. Doch Schnee und Kälte erschweren die Arbeiten.
Ercis/Istanbul. Die Zahl der Toten nach dem verheerenden Erdbeben im Osten der Türkei ist am Donnerstag auf 534 gestiegen. Die ohnehin schwierigen Rettungsarbeiten wurden am vierten Tag nach der Katastrophe durch Regen und Schnee behindert. Unterdessen sorgte ein erneuter Erdstoß der Stärke 5,4 in der Region kurzzeitig für Panik. Über weitere Schäden war zunächst nichts bekannt. Nach Angaben des türkischen Fernsehsenders NTV wurden jedoch einige Menschen bei der Flucht aus ihren Häusern leicht verletzt.
Die Zahl der Verletzten durch das Erdbeben der Stärke 7,2 am vergangenen Sonntag liegt nach offiziellen Angaben bei etwa 2.300. Immerhin 185 Menschen konnten demnach lebend aus den Trümmern geborgen werden.
Feuchtigkeit und Kälte setzten am Donnerstag vor allem den Zehntausenden zu, die seit dem Beben obdachlos sind - mehr als 2.200 Gebäude wurden im Osten des Landes zerstört. Dabei könnte sich die Lage noch weiter verschärfen: Nach Angaben des türkischen Wetterdienstes ist auch in den kommenden drei Tagen mit Schneefall zu rechnen.
"Es wird kälter, meine Kinder husten. Und ich weiß nicht, wie lange wir hier noch bleiben müssen", sagte die zweifache Mutter Sermin Yildirim aus der am schlimmsten von der Katastrophe getroffenen Stadt Ercis. Das Haus ihrer Familie sei zwar nicht eingestürzt, dennoch sei es zu gefährlich, schon zurückzukehren. Daher müsse sie nun gemeinsam mit anderen Verwandten in einem Zelt ausharren. Viele der Überlebenden mussten auch mit Mitgliedern anderer Familien in den wenigen vorhandenen Zelten zusammenrücken.
Hilfskräfte verteilten am Donnerstag weitere Zelte. Ankara nahm dabei auch aus dem Ausland angebotene Unterstützung an - auch Israel, dessen Beziehungen zur Türkei zuletzt angespannt waren, schickte Ausrüstung für Notunterkünfte sowie Decken und Kleidung. Weitere Hilfe kam unter anderem aus Deutschland, Russland und der Ukraine. Mehrere türkische Fernsehsender organisierten zudem eine Spendensammlung, bei der umgerechnet etwa 25 Millionen Euro für das Katastrophengebiet zusammenkamen.
Rettungskräfte konnten vier Tage nach dem Erdbeben einen 19-Jährigen aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses bergen. Im Fernsehen wurden Aufnahmen von der Befreiung des erschöpft aussehenden jungen Mannes gezeigt. Am Mittwoch konnten ein Student und zwei Lehrerinnen lebend geborgen werden. In den meisten Fällen fanden die Helfer vier Tage nach dem Unglück allerdings nur noch die Leichen der Vermissten in ihren Häusern. Die türkische Regierung räumte unterdessen Fehler beim anfänglichen Krisenmanagement ein.