Familie und Freunde haben Abschied von Leo Kirch genommen. Altkanzler Helmut Kohl hielt eine emotionale Rede und bezeichnete ihn als Visionär.
München. Mit einer bewegenden Trauerfeier haben mehrere hundert Gäste dem Medienunternehmer Leo Kirch in München die letzte Ehre erwiesen. Gut eine Woche nach seinem Tod nahmen zahlreiche Prominente und Politiker an den Feierlichkeiten am Freitag in München teil, darunter Altkanzler Helmut Kohl (CDU), der mit Kirch eng befreundet war. In einer sehr persönlichen Ansprache nahm Kohl Abschied von seinem langjährigen Freund: „Ich bin vor allem hier, um Danke zu sagen.“
Während seiner Rede, für die Kohl im Rollstuhl in den vorderen Teil der Kirche geschoben worden war, versagte dem Ex-Kanzler immer wieder die Stimme. Pater Hermann Breulmann würdigte in seiner Trauerrede vor allem Kirchs Bodenständigkeit, die er sich trotz seines großen beruflichen Erfolgs erhalten hat.
Unter den Gästen beim Requiem in der Jesuitenkirche St. Michael in der Münchner Innenstadt waren auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, der frühere bayerische Umweltminister Peter Gauweiler (beide CSU), Entertainer Harald Schmidt, der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck, Verleger Hubert Burda, „Focus“-Herausgeber Helmut Markwort und der Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR), Ulrich Wilhelm.
Der 81 Jahre alte Ex-Kanzler Kohl sagte, er sei gerne gekommen, um seinen Freund zu würdigen. „Der Mann hat unendlich viel Gutes getan“, sagte Kohl mit tränenerstickter Stimme. Einen seiner wenigen öffentlichen Auftritte hatte Kirch im Mai 2008 als Trauzeuge bei der zweiten Hochzeit Kohls. Kirch sei ein Mann der modernen Technik gewesen, sagte Kohl, der mit seiner Frau Maike Kohl-Richter gekommen war. „Leo Kirch war seiner Zeit weit voraus.“
Nach langer Krankheit war Kirch am Donnerstag vergangener Woche im Alter von 84 Jahren gestorben. Er gehörte bis zur Insolvenz seiner Firmengruppe 2002 zu den einflussreichsten Medienmanagern in Deutschland, trat aber fast nie in der Öffentlichkeit auf, sondern lebte zurückgezogen mit seiner Frau in München.
„Herr Kirch hat nie vergessen, woher er kam“, sagte Pater Breulmann. Seine Herkunft habe den Winzersohn aus Unterfranken stark geprägt. „Er war ein einfacher katholischer Christ.“ Der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Wolf-Dieter Ring, bezeichnete Kirch am Rande der Trauerfeier als Pionier des Privatfernsehens. „Er war immer begeistert von neuen Entwicklungen.“
Regierungschef Seehofer betonte bei einem Empfang in der Münchner Residenz, die deutsche und die bayerische Medienbranche habe Kirch viel zu verdanken. „Leo Kirch war eine aufrechte und charismatische Persönlichkeit“, sagte Seehofer. Nun gelte es, sein Lebenswerk in eine gute Zukunft zu führen.
Kirch hatte einen der größten Film- und Fernsehkonzerne Europas mit fast 10.000 Beschäftigten aufgebaut. Neben der größten Spielfilmsammlung mit weit mehr als 10.000 Titeln sowie rund 40.000 Stunden Serien gehörten ihm früher die Fernsehsender ProSieben, Sat1, N24 und DSF. Am Ende hatte Kirch vor allem zu viele Milliarden in den Bezahlsender Premiere gesteckt, der heute als Sky Deutschland weiterbesteht, und musste Insolvenzantrag stellen.
Auch nach der Pleite seiner weit verzweigten Firmengruppe ließ Kirch sich nicht einschüchtern und kämpfte weiter gegen die Deutsche Bank, die er für den Zusammenbruch seines Imperiums verantwortlich machte. Seinen letzten großen Auftritt hatte er vor wenigen Monaten in einem Prozess gegen die Deutsche Bank in München. Er machte den früheren Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, für den Niedergang verantwortlich und kämpfte in mehreren Prozessen gegen ihn. (dpa)