Im Endlosstreit des Medienunternehmers und dem ehemaligen Vorstandschef der Deutschen Bank geht es nur ums Prinzip. Ein Sieg zählt nichts mehr.
Die Situation im Münchner Oberlandesgericht am vergangenen Freitag hatte fast etwas Anrührendes. Über Jahre hinweg hatten sich der Medienunternehmer Leo Kirch und der ehemalige Vorstandschef der Deutschen Bank, Rolf E. Breuer, einen erbitterten Rechtsstreit geliefert. Doch im Saal 11 des alten bayerischen Gerichtsgebäudes wies ein sichtlich gealterter Breuer zwar jede Schuld am Zusammenbruch des Kirch-Medienimperiums von sich, brachte aber gleich zweimal sein Bedauern über seine folgenreichen Äußerungen in dem Interview aus dem Jahre 2002 zum Ausdruck. Der andere erschien gar nicht erst: Kirch sei zu krank, teilten seine Ärzte mit, um an dem Prozess persönlich teilzunehmen.
Warum tun sich zwei Männer, die viel geleistet haben und ihren Lebensabend genießen könnten, das an? Geld allein kann es nicht sein – davon haben sie sicher genug. Was ihnen aber unaufhaltsam davonrennt, ist die Lebenszeit. "Ich weiß, ich werde gewinnen“, sagte der öffentlichkeitsscheue Medienzar vor Jahren einmal. Selbst wenn er bis jenseits der 80 Jahre warten müsste: "A Guater hält's aus." Kirch hat ausgehalten, 84 Jahre ist er – und damit wie der 73-jährige Breuer in einem guten Alter, um sich wie weise alte Männer zu benehmen und eine einvernehmliche Lösung zu suchen, was auch der Richter empfiehlt. Ihren Platz in der deutschen Wirtschaftsgeschichte werden sie behalten, egal wie der Prozess ausgeht. Lieber ein bisschen Frieden zu Lebzeiten als ein bisschen Genugtuung vor Gericht. Erst recht, wenn es schon gar nichts mehr zählt.