Die Polizei hat den Mann ausfindig gemacht, der das zweite Opfer am U-Bahnhof Lichtenberg rettete. Ob dieser ein “Bandidos“-Rocker ist, sei unklar.
Berlin. Mehr als eine Woche nach dem versuchten Raubmord an zwei Handwerkern im U-Bahnhof Lichtenberg in Berlin hat die Polizei einen Rocker ausfindig gemacht, der das zweite Opfer rettete. Das bestätigten Sicherheitskreise am Dienstag. Ein 30-Jähriger liegt nach dem Überfall in Berlin-Lichtenberg noch im künstlichen Koma. „Sein Zustand ist unverändert und weiter kritisch“, sagte ein Sprecher des Unfallkrankenhauses Berlin. Der zweite Mann entkam dem Überfall. Vier mutmaßliche Schläger - drei 17-Jährige und ein 14-Jähriger - sitzen in Untersuchungshaft.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, sagte, der Retter sei bisher noch nicht befragt worden. Er bestätigte jedoch nicht, dass der Helfer ein "Bandidos“-Rocker ist. Zu deren Kodex soll es gehören, nicht mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Auf den Mann solle kein Druck ausgeübt werden, seine Zeugenaussage werde aber gebraucht. Auch Fahrgäste, die auf dem Bahnsteig waren, als das erste Opfer zusammengeschlagen wurde, werden noch gesucht, sagte Steltner.
+++ "Bandido" mal anders: Ein Rocker als Retter +++
Der Kriminologe Christian Pfeiffer kritisierte indes die Berliner Polizei und warf ihr im RBB-Inforadio vor, die Gewaltkriminalität in der Hauptstadt zu verharmlosen. Er sei verwundert, dass die Polizei den Überfall erst Tage später öffentlich gemacht habe. Nach seinen Angaben liegt die Aufklärungsquote von Gewalttaten in Berlin mit „mickrigen 60 Prozent“ deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt mit 75 Prozent. Grund sei die mangelhafte Ausstattung der Polizei.