Es gehe bei der Prüfung nicht grundsätzlich darum, dass das Thema an sich aufgegriffen worden sei, sondern um die Machart des Formats.
Berlin. Die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR) hat ihre Untersuchung der umstrittenen RTL-2-Sendung „ Tatort Internet – Schützt endlich unsere Kinder“ noch nicht abgeschlossen. „Wir brauchen hierfür etwas Zeit, um angesichts der komplexen Sachlage eine fundierte Beurteilung abgeben zu können“, sagte LPR-Direktor Wolfgang Thaenert der Nachrichtenagentur dapd am Dienstag in Kassel. Er betonte zugleich, es gehe bei der Prüfung nicht grundsätzlich darum, dass das Thema an sich aufgegriffen worden sei. Es werde damit ein wichtiges Anliegen bearbeitet. Vielmehr werde die Machart des Formats untersucht. Es müssten das Persönlichkeits- und das Berichterstattungsinteresse und die Einhaltung journalistischer Standards und Grundsätze abgewogen werden.
Anfang nächster Woche soll über die Sendung in der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) beraten werden. Dann solle auch zeitnah eine Entscheidung gefällt werden. Am 26. Oktober oder später wird das Format in der ZAK beraten. Im Falle der Beanstandung müsste der Sender den Angaben zufolge über eine geänderte Gestaltung des Formates entscheiden. Die Hessische Landesmedienanstalt hat RTL 2 1993 die bundesweite Zulassung erteilt.
Die Sendung war am 7. Oktober gestartet und hatte teils heftige Kritik ausgelöst. In dem Format, das unter anderen von Stephanie zu Guttenberg und dem früheren Hamburger Innensenator Udo Nagel präsentiert wird, wird mutmaßlichen Sexualtätern im Netz auf die Spur gegangen. So gab sich eine Journalistin darin als minderjähriges Mädchen in Internetchats aus, um mit mutmaßlichen Kinderschändern in Kontakt zu treten. Dokumentiert wurden dann Treffen der Männer mit ihren vermeintlichen Chatpartnerinnen. Dabei wurden sie von einem Filmteam gestellt. Die Personen werden gepixelt, außerdem wird die Stimme verzerrt. Von einem 61-jährigen Leiter einer Jugendhilfe-Einrichtung der Caritas Würzburg, der trotzdem entdeckt und anschließend von seinem Arbeitgeber suspendiert wurde, fehlt seit Ende vergangener Woche jede Spur.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) äußerte sich unterdessen skeptisch zum Thema Pranger. „Hier ist ganz besondere Vorsicht und Zurückhaltung geboten. Es besteht die Gefahr, dass Unschuldige angeprangert und große Schäden angerichtet werden und der Rechtsstaat in eine Schieflage gerät. Das ist ein hohes Risiko“, sagte sie der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstagausgabe). Öffentlichen Pranger brauche der Rechtsstaat nicht. Man müsse aufpassen, dass es keine Vorverurteilungen gebe, bevor die Justiz ermittele. „Unsere Justiz ist ein hohes Gut. Das sollten wir bewahren.“
Der Sender hatte mitgeteilt: „RTL 2 wird natürlich die Arbeitgeber und Institutionen benachrichtigen, bei denen die vermeintlichen Täter in ihren Arbeitsverhältnissen mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben.“ Am Donnerstag vor Ausstrahlung würden die Sendekopien an die betreffenden Strafverfolgungsbehörden weitergegeben. Polizei und Staatsanwaltschaft entschieden dann, ob und wie sie ermittelten.
Bislang schalteten bei der Reihe zwischen 1,21 und 1,35 Millionen Zuschauer ein. Der Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49 Jährigen lag zwischen 7,7 Prozent zum Auftakt und 6 Prozent am vergangenen Montagabend. Vier Folgen der zehnteiligen Reihe waren bisher zu sehen.