Die Königin ist tot, es lebe die Königin: Die Trauer über Whitney Houstons frühen Tod mit nur 48 Jahren war bei der Grammy-Verleihung in Los Angeles überall zu spüren. Und dennoch wurde eine junge Frau gefeiert. Die Gewinnerin des Abends hieß Adele, 23, die in sechs Kategorien abräumte. Der jungen Britin gelang das Kunststück, jede ihrer sechs Nominierungen in Preise zu verwandeln.
Los Angeles. Die Königin ist tot, es lebe die Königin: Die Trauer über Whitney Houstons frühen Tod mit nur 48 Jahren war bei der Grammy-Verleihung in Los Angeles überall zu spüren. Und dennoch wurde eine junge Frau gefeiert. Die Gewinnerin des Abends hieß Adele , 23, die in sechs Kategorien abräumte. Der jungen Britin gelang das Kunststück, jede ihrer sechs Nominierungen in Preise zu verwandeln.
In allen drei Hauptkategorien "Aufnahme des Jahres", "Platte des Jahres" und "Bestes Lied des Jahres" 2011 ("Rolling In The Deep") ging das goldene Grammofon an die Pop-Prinzessin aus London. Insgesamt hat sie jetzt acht der begehrten Preise. Der Durchmarsch verdeutlicht, dass Adele den Thron der Whitney Houston übernommen hat. Diese hatte in ihrer Karriere sechs Grammys bekommen, drei 1994 für "I Will Always Love You" als "Beste Sängerin", "Beste Schallplatte" sowie "Beste Filmmusik" ("Bodyguard").
Adele fegt nicht über die Bühne, sie sitzt einfach nur da und macht Musik
Der Abend im Nokia Theatre in L. A. war sorgfältig geplant - wie alles in Hollywood. Selbst die Trauer war inszeniert. Und doch passte eine nicht ins Raster: Adele Adkins. Sie ist nicht wohlgeformt wie Rihanna, 23. Sie ist eher ein wenig pummelig. Sie kommt auch nicht mit Feuerwerk und Tanzgruppe auf die Bühne. Sie sitzt einfach nur da und macht Musik, singt Lieder, die unter die Haut gehen. Es sind Stücke, die sie selbst geschrieben hat. Auch das ist ungewöhnlich in dieser Branche.
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Und dennoch: Seit 18 Wochen steht der Titel "21" von Adele, gesprochen "Ädell", in den USA auf Platz eins, in Deutschland war es das erfolgreichste Album des vergangenen Jahres. Nach ihrem ersten Auftritt seit einer komplizierten Stimmbandoperation im November stand das Grammy-Publikum auf, um die Siegerin des Abends zu feiern. "Danke, danke. Das ist doch verrückt", sagte sie mit den Trophäen in der Hand und konnte kaum sprechen vor Rührung. "Ich möchte jedem Radiomoderator danken, der mein 'Rolling In The Deep' gespielt hat. Denn ich weiß, dass es nicht gerade ein Popsong ist."
Vielleicht ist es Adeles Lebensgeschichte, die sie so natürlich erscheinen lässt. Aufgewachsen als Scheidungskind bei der Mutter entdeckte sie ihre Liebe zur Musik in einem Londoner Plattenladen. Die damals Elfjährige war auf der Suche nach einer neuen Frisur, als sie die Musik der Rythm-and-Blues-Sängerin Etta James hörte. James war am 20. Januar im Alter von 73 Jahren gestorben. Ihr Song "Fool That I Am" soll in Adele den Wunsch geweckt haben, selbst Sängerin zu werden. Vor allem durch ihre MySpace-Seite wurde der Teenager bekannt. 2007 bekam sie einen Brit Award als vielversprechende Nachwuchskünstlerin. Mit ihrem Debüt-Album "19" wurde sie international bekannt. Es folgten 2009 die ersten zwei Grammys in den Rubriken "Bester neuer Künstler" und "Beste weibliche Gesangsdarbietung - Pop". Den ungewöhnlichen Titel des jetzt ausgezeichneten und zweiten Albums "21" erklärte die Engländerin mit ihrer künstlerischen Entwicklung und mit ihrem jeweiligen Alter während der Entstehung.
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Begonnen hatte die Preisverleihung in Los Angeles mit einem Gebet für Whitney Houston. "Wir haben einen Tod in unserer Familie", sagte Gastgeber LL Cool J. "Und der einzig richtige Weg, solch einen Abend zu beginnen, ist ein Gebet. Ein Gebet für jemanden, den wir lieben: Unsere Schwester Whitney Houston." Anschließend stimmte der 44-Jährige das Vaterunser an. "Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie, bei ihrer Mutter und ihrer Tochter." Das Publikum applaudierte stehend. Auch in den anschließenden Reden wurde immer wieder der Sängerin gedacht. Vor allem Houstons Tochter Bobbi Kristina kann den Schock offenbar nur schwer verarbeiten. Laut Medienberichten wurde die 18-Jährige schon zweimal im Krankenhaus behandelt. Houstons Ex-Mann Bobby Brown, 43, sagt seine Konzerttour ab, um nach Los Angeles zu reisen.
Nach der Obduktion schlossen die Ermittler gestern einen kriminellen Hintergrund aus. Die Leiche der Sängerin, die am Sonnabend leblos in der Badewanne ihres Zimmers im Beverly Hilton Hotel gefunden worden war, zeige keine sichtbaren Zeichen von Verletzungen, zitierten US-Medien einen Gerichtsmediziner. Mit weiteren Informationen hielten sich die Ermittler zurück und verwiesen auf ein toxikologisches Gutachten. Bis zu den Testergebnissen kann es Monate dauern.
Wie das Promiportal TMZ berichtete, wurde in Houstons Lunge Wasser gefunden. Es sei aber unklar, ob das Wasser zum Tode geführt habe oder erst in die Lunge geflossen sei, nachdem die Sängerin gestorben war. Zudem will das Portal erfahren haben, dass in der Suite rezeptpflichtige Medikamente gefunden wurden, darunter auch ein Präparat gegen Depressionen. Offiziell bestätigt wurde das nicht.