Bei der Verleihung der Grammys wird der verstorbenen Sängerin gedacht. Ihr Tochter wurde in ein Krankenhaus in Los Angeles gebracht.

Los Angeles/New York/Hamburg. Nach dem Tod von Whitney Houston ist ihre Tochter am Sonntag nach Angaben von Sanitätern in eine Klinik in Los Angeles gebracht worden. Der Grund für die Einweisung von Bobbi Kristina Brown wurde nicht genannt. Die 18-Jährige war zuvor aus dem Hilton Hotel in Beverly Hills gebracht worden, wie die Feuerwehr mitteilte.

Der Leichnam der verstorbenen Popsängerin aus dem Hotel, in dem sie tot aufgefunden worden war, in ein Leichenschauhaus gebracht worden. Danach werde eine Autopsie durchgeführt, erklärte ein Sprecher der Gerichtsmedizin von Los Angeles, Brian Elias. Ein Termin für die Obduktion der Leiche stehe noch nicht fest. Zuvor wolle man die Berichte der Ermittler abwarten, sagte Elias. Er wollte sich nicht dazu äußern, wie Houstons Leichnam aufgefunden wurde.

Das Onlinemagazin tmz.com berichtete unter Berufung auf Kreise, Houston sei womöglich in der Badewanne ertrunken. In ihrem Zimmer seien zunächst keine illegalen Drogen, aber verschreibungspflichtige Medikamente gefunden worden. Es habe zunächst keine Hinweise darauf gegeben, dass Houston in ihrem Zimmer Alkohol konsumiert habe, hieß es. Allerdings berichtete tmz.com, dass Houston in der Nacht zuvor heftig mit Freunden gefeiert habe. Hotelangestellte hätten tmz.com gesagt, die Gruppe habe eine geraume Zeit an der Hotelbar verbracht, getrunken und sei sehr laut gewesen.

Ein Teilnehmer der Grammy-Gala sagte, bei einer Probe am Donnerstag habe Houston zerzaust gewirkt, stark geschwitzt und nach Alkohol und Zigaretten gerochen.

Whitney Houston war am Sonnabendnachmittag (Ortszeit) in einem Hotel in Beverly Hills bei Los Angeles gestorben, wenige Stunden bevor sie dort am Vorabend der diesjährigen Grammy-Verleihung bei einer Party auftreten wollte.

Houston wurde nur 48 Jahre alt. Eine Sprecherin bestätigte den Tod der mehrfachen Grammy-Preisträgerin mit den Worten: "Es ist unglücklicherweise wahr.“ Die Todesursache war zunächst unklar. Houston litt seit vielen Jahren unter den Folgen von Rauschgift- und Alkoholmissbrauch und hatte im vergangenen Jahr erneut in eine Entzugsklinik gebracht werden müssen.

+++ Abschied von der Königin des Pop +++

Die Todesumstände sind rätselhaft. Eine Sprecherin Houstons bestätigte zunächst nur den Tod der Sängerin. Später erklärte ein Polizeisprecher, dass die Sängerin in ihrem Hotelzimmer in Beverly Hills gestorben sei. Houston war wegen der Grammys in der Stadt. Am Sonntag werden die wichtigsten Musikpreise der Welt, von denen Houston selbst sechs erhalten hat, in Los Angeles vergeben.

Grammy-Show im Zeichen Whitney Houstons

Die Grammy-Show will am Sonntag Whitney Houston gedenken, aber dennoch die Musikpreise feiern. "Es gibt ein paar Änderungen im Skript, aber es soll eine große Musikshow bleiben“, sagte Produzent Ken Ehrlich dem Sender CNN. "Sie hätte das auch so gewollt. Sie war eine große Künstlerin, eine große Darstellerin und wusste wie wichtig es ist, ein Publikum zu begeistern. Und genau das wollen wir heute Abend tun.“

"Wir haben eine so lange Beziehung zu Whitney“, sagte Ehrlich über die 48-Jährige, die selbst sechs der kleinen goldenen Grammophone gewonnen hatte. "Deshalb wollen wir nichts machen, was irgendwie respektlos erscheinen könnte.“

Er habe Sängerin und Schauspielerin Jennifer Hudson ("Spotlight“) gebeten, "etwas vorzubereiten“, sagte Ehrlich. "Es wird kein volles Programm, um sie zu ehren. Dafür ist alles noch zu frisch, das ist noch zu früh. Wichtig ist uns, dass es etwas wirklich respektvolles und passendes wird, um Whitneys Andenken zu ehren.“

Auch bei der ARD gibt es nach dem Tod Houstons eine Programmänderung. Das Erste zeigt am Sonntag (23.35 Uhr) den Film "Bodyguard“. Der ursprünglich vorgesehene Film "Fish Tank“ entfällt, wie der Sender am Sonntag mitteilte. In ihrem ersten Kinofilm spielt Houston die Popsängerin Rachel Marron, die Drohbriefe von einem Unbekannten erhält und von Frank Farmer (Kevin Costner) beschützt werden soll.

Der Film lief 1993 in den deutschen Kinos an. Houstons Ballade "I Will Always Love You“ aus dem Soundtrack eroberte damals die Charts.

Musikwelt reagiert mit Fassungslosigkeit

Die Musikwelt reagierte erschüttert auf die Todesnachricht: Houstons Patentante Aretha Franklin schrieb auf Twitter: "Ich kann einfach nicht darüber reden. Das ist so überwältigend und unglaublich. Ich konnte nicht glauben, was da im Fernsehen läuft.“ Franklin ist eng befreundet mit Houstons Mutter Cissy. "Mein Herz ist jetzt bei Cissy, (Whitney Houstons) Tochter Bobbi Kris, ihrer Familie und (Ex-Mann) Bobby.“

++++ Weitere Reaktionen auf den Tod Whitney Houstons +++

Auch Pop-Sängerin Mariah Carey zeigte sich schockiert: "Mein Herz ist gebrochen und ich weine nach dem schockierenden Tod meiner Freundin, der unvergleichlichen Ms. Whitney Houston“, twitterte sie. "Wir werden Dich immer lieben, Whitney“, schrieb Katy Perry.

"Whitney Houston!!! O mein Gott“, twitterte Rapper Sean "Diddy“ Comb, "Ruhe in Frieden, Whitney“. "Ich kann es nicht glauben. Das ist einer der traurigsten Tage überhaupt.“ Er fühle sich elend. Kurz vor der Todesnachricht hatte er noch per Twitter geschrieben: "Das Leben ist kürzer als Du denkst. Vergeude keine Zeit mit irgendwelchem Mist.“

Popsänger Justin Bieber schrieb über den Kurznachrichtendienst, er bete für Freunde und Familie der 48-Jährigen. "Ich habe es gerade gehört. Das ist so verrückt“, schrieb der 17 Jahre alte Kanadier. "Eine der größten Stimmen aller Zeiten ist von uns gegangen. RIP.“ Das "RIP“ steht im Englischen für "Rest In Peace“, "Ruhe in Frieden“ und ist auch als Abkürzung keineswegs respektlos gemeint und sogar auf älteren Grabsteinen zu finden.

Polizei vermutet kein Verbrechen

Die Polizei vermutete hinter dem Todesfall kein Verbrechen: "Wir haben keinen Hinweis auf eine Straftat von außen. Wir untersuchen noch, aber offenkundige Hinweise auf Gewalteinwirkung gibt es nicht“, sagte Ermittler Mark Rosen am Abend vor dem Hotel, in dem noch die Leiche der Sängerin lag. Ob Drogen im Spiel gewesen seien, könne er nicht sagen. "Wir konnten im ersten Moment keine Hinweise finden, wir stehen aber noch ganz am Anfang unserer Untersuchung.“

Rettungssanitäter hatten nach einem Notruf noch versucht, Houston wiederzubeleben. "Die herbeigerufenen Notärzte haben alles versucht, aber sie konnten nichts mehr tun“, sagte Rosen. "Frau Houston wurde um 15.55 Uhr für tot erklärt.“ Das ist kurz vor 1 Uhr nachts deutscher Zeit.

Houston war Gast im Beverly Hilton, sagte Ermittler Rosen. Jemand aus ihrem Umfeld habe den Notarzt gerufen."„Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wer es war. Aber Freunde, Familie und Mitarbeiter sind anwesend und haben Frau Houston eindeutig identifiziert.“ Houston sei in ihrem eigenen Zimmer gefunden worden.

Whitney Houston gehörte während ihrer 25-jährigen Karriere zu den meist gefeierten Schauspielerinnen und Sängerinnen der Gegenwart. In den 1980er und 1990er Jahren gelang ihr ein Nummer-1-Hit nach dem anderen, darunter "I Will Always Love You“. Das Lied wurde 1992 für den Film "Bodyguard“ aufgenommen, in dem sie neben Kevin Costner die Hauptrolle spielte. "I Will Always Love You“ wurde die Liebeshymne einer ganzen Generation und ist weltweit die meistverkaufte Single einer Sängerin.

+++ Die sechs größten Auftritte Whitney Houstons im Video +++

Houston erhielt nicht nur sechs Mal einen Grammy, sondern auch mehrere Emmy-Preise und zahlreiche der ebenfalls wichtigen Auszeichnungen der Musikzeitschrift "Billboard“. Laut ihrer Website verkaufte die Sängerin mehr als 170 Millionen Alben, Singles und Videos.

Vor 21 Jahren hatte sie vor dem Super Bowl, dem Endspiel der Football-Meisterschaft, in Tampa in Florida die Nationalhymne mit so viel Gefühl gesungen, dass die Hymne zum ersten und bislang auch einzigen Mal in den Popcharts war. Ihr Erfolg brach aber in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre ab.

Die Sängerin ließ sich von ihren familiären Wurzeln im Soul inspirieren, so von ihrer Mutter Cissy Houston sowie ihren Cousinen Dionne Warwick und Dee Dee Warwick. Aretha Franklin war ihre Patentante.

Houston sollte Mitglied einer Casting-Jury werden

Nur Stunden vor der Todesnachricht war über neue Projekte für Houston spekuliert worden. Unter anderem sollte sie eine Zukunft in der populären Talentshow "The X-Faktor“ haben. Dort sollte sie künftig als Jurymitglied auftreten, hieß es. Auch Stunden nach ihrem Tod meldete ihre eigene Website noch, Houston werde an einer der Grammy-Partys teilnehmen. Die ganze Hoffnung der Sängerin, und auch ihres Umfelds, schien aber auf "Sparkle“ zu liegen. Der Film, der auf der Musikkarriere der "Supremes“ basiert, soll im August in die Kinos kommen.

Houston machte aber auch mit Rauschgift, Alkohol und einer turbulenten Ehe mit dem R&B-Sänger Bobby Brown Schlagzeilen, den sie 1992 heiratete und der das Image eines bösen Jungen pflegte. Aus der 14-jährigen Ehe stammt eine Tochter. Die gemeinsame Zeit geriet allerdings nicht zuletzt wegen des Drogenkonsum der beiden turbulent. Im Jahr 2000 entdeckten Sicherheitskräfte auf einem Flughafen von Hawaii Marihuana im Gepäck der beiden.

Immer wieder hatte sie Phasen, in denen sie am Ende ihrer Kräfte schien. Zuletzt kursierten Gerüchte, Houston habe ihr gesamtes Vermögen verloren. Die Sängerin solle zwar ihre Kokain- und Alkoholsucht überwunden haben, allerdings sei sie finanziell völlig abgebrannt.

2009 versuchte sie mit einer großangelegten Tour ein Comeback. Doch auch ihre starke Stimme wirkte in jüngster Vergangenheit zunehmend gebrochen. Bei einem Konzert in der Hamburger O2 World im Mai 2010 hatten einige enttäuschte Zuschauer die Halle vorzeitig verlassen. Zuvor hatte es beie einem Auftritt in Berlin aus dem Publikum sogar Buh-Rufe gegen Houston gegeben.

Mit Material von dpa, rtr und dapd