Zwei Schiffbrüchige Deutsche im Alter von 66 und 70 Jahren hatten kein Geld für den Zug dabei und durften die Heimreise nicht antreten.
Frankfurt/Main. „Schlechter Witz“, dachte Erwin Bleser im ersten Moment noch. Gemeinsam mit seiner Frau hat der 70-Jährige aus dem Westerwald das „Concordia“-Unglück in Italien überlebt, hat sich mit Fähre und Bus auf den beschwerlichen Weg in die Heimat gemacht - nur um dann in Frankfurt am Bahnhof zu hören, dass er nicht mit der Bahn nach Hause fahren darf, weil die beiden Tickets fehlen. Ein Mitarbeiter der Bahn wies die Schiffbrüchigen am Kartenschalter ab, weil sie kein Geld mit dabei hatten. Am Montagmorgen bat die Bahn die Blesers in Langenhahn um Entschuldigung – reichte einen Teil der Schuld aber auch gleich weiter an den Reiseveranstalter.
Der Vorstand habe inzwischen mit Bleser und seiner 66 Jahre alten Frau gesprochen, teilte die Bahn mit. Statt der Bundespolizei am Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens die Notlage zu schildern, hätten die beiden mit dem Zugpersonal verhandelt, das für solche Situationen nicht ausgebildet sei. Medien hatten am Montag über den Vorfall berichtet.
Gleichzeitig machte der Sprecher den Reiseveranstalter für die missglückte Heimreise der Blesers verantwortlich. „Generell muss der Reiseveranstalter sicherstellen, dass seine Gäste in einem solchen Fall nach Hause kommen“, sagte er.
Das Ehepaar war nach dem Unglück vor der toskanischen Küste mit einem Reisebus von Italien aus zum Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens gebracht worden. Von dort aus wollte es mit dem ICE nach Montabaur fahren. „70 Euro sollten wir zahlen für die beiden Karten“, ärgert sich Bleser. „Aber greifen Sie mal einem nackten Mann in die Tasche.“ Geld und die gebuchten und bezahlten Rückfahrkarten in den Westerwald lägen nach wie vor auf dem Schiffswrack vor der Insel Giglio. „Es wäre eine einfache Sache gewesen für den Mitarbeiter zu sagen: „Steigen Sie in den Zug ein, das geht schon in Ordnung.““
Neben den Wertsachen sind natürlich auch die Koffer des Paares aus dem Westerwald an Bord zurückgeblieben. In leichter Bekleidung und Hausschuhen habe man entkräftet am Bahnhof gestanden, ist Bleser entrüstet. „Wir waren seit Freitagmorgen auf den Beinen und hatten keinen Schlaf bekommen.“ Schließlich habe der Sohn die Rentner am Fernbahnhof abgeholt und mit dem Auto nach Hause gebracht. „Für uns steht fest: Mit der Costa würden wir jederzeit wieder in See stechen, auf die Bahn verzichten wir jetzt erst mal.“ (dpa)