Erste Politiker fordern den Rücktritt des Augsburger Bischofs. Er hatte erklärt, die “ein oder andere Watsch'n“ könne er nicht ausschließen.
Augsburg. Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat zugegeben, als Stadtpfarrer früher wohl doch Kinder geohrfeigt zu haben. „Die ein oder andere Watsch'n kann ich nicht ausschließen“, erklärte Mixa am Freitag. Bislang hatte er jede Gewalt gegen Kinder bestritten. Der oberste Laienvertreter der deutschen Katholiken, ZdK-Präsident Alois Glück, forderte: „Jetzt muss bedingungslose Klarheit geschaffen werden über den tatsächlichen Sachverhalt“. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth forderte den Rücktritt des Bischofs.
„Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watsch'n von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen kann“, sagte Mixa der „Bild am Sonntag“. „Das war damals vollkommen normal, und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch.“ Er bedauere dies heute. Trotzdem habe er „zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewandt“, betonte Mixa. Mehrere Heimkinder in Schrobenhausen hatten ihm Prügel und schwere körperliche Züchtigungen vorgeworfen. „Solche hat es durch mich nie gegeben“, beteuerte er.
Der vom Kinder- und Jugendhilfezentrum in Schrobenhausen beauftragte Sonderermittler Sebastian Knott konnte am Freitag noch nicht sagen, ob die mit Eidesstattlichen Erklärungen bekräftigten Vorwürfe gegen Mixa der Wahheit entsprechen. Mehrere Zeitzeugen hätten aber gesagt, dass die Schwestern im Heim gedroht hätten: „Warte nur, wenn der Stadtpfarrer Mixa kommt.“
Mixa habe Geld der Waisenhausstiftung stiftungsfremd verwendet, sagte Kott. Viele der fraglichen Quittungen seien von Mixa unterschrieben worden.
ZdK-Präsident Glück forderte bei der Vollversammlung der Laienvertretung in München vollständige Aufklärung. Rücktrittsforderungen zum jetzigen Zeitpunkt seien aber kontraproduktiv und könnten zu falschen Legenden beitragen. Der Augsburger Diözesanrats-Vorsitzende Helmut Mangold sagte, Mixa müsse selbst „entscheiden, welche Konsequenzen er aus solchen Vorfällen ziehen will“. Ein Rücktritt sei aber nicht notwendig. Diözesanrätin Elisabeth Mantlik warf Mixa „ein Trauerspiel“ vor: „Diese Heuchelei ist unerträglich und auch ein Stück Feigheit.“
Die Grünen-Vorsitzende Roth forderte in der „Leipziger Volkszeitung“: „Bischof Mixa, der als selbst ernannter Hüter des reinen christlichen Herzens auftritt, muss zurücktreten.“ Ein Bischof, der lüge, sei untragbar.
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder will Ärzte von ihrer Schweigepflicht entbinden, wenn sie Anzeichen für „Missbrauch oder Misshandlung bei Kindern feststellen“. Außerdem sollte die Jugendhilfe von ihren Mitarbeitern obligatorisch ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis verlangen, sagte die CDU-Politikerin in der „Rheinischen Post“.
Papst Benedikt XVI. will in Malta mit Missbrauchsopfern zusammenkommen. Der Vatikan erklärte seine Bereitschaft dazu. Zehn Männer, die als Kinder von Priestern missbraucht wurden, hatten um das Gespräch ersucht.
Glück lobte die klare Haltung des Papstes und der Deutschen Bischofskonferenz. Allerdings gebe es auch „immer wieder Irritationen durch Schuldzuweisungen nach außen“. Sogar aus der Kurie in Rom gebe es Stimmen, die „unser Versagen relativieren wollen“, kritisierte er. Die Auswahl der Kandidaten für das Priesteramt müsse auf den Prüfstand. Für den Umgang mit Missbrauch müssten für alle Bistümer und Klöster einheitliche Regeln geschaffen werden.