Dassendorf. In seiner Geschichte bringt es der Verein auf acht Hamburger Fußball-Meisterschaften und drei Teilnahmen im DFB-Pokal.
Die Wiege der TuS Dassendorf liegt in Brunstorf. Im fünf Kilometer entfernten Nachbarort gründeten 25 Mitstreiter Ende 1948 einen Verein, um Fußball zu spielen. Als ein Jahr später in Dassendorf die sogenannte „Bullenkoppel“ als Sportplatz gepachtet wurde, erfolgte die Umbenennung in TuS Brunstorf-Dassendorf. 1958 taufte sich der Verein abermals um und trägt seitdem seinen heutigen Namen: Turn- und Sportgemeinschaft Dassendorf von 1948 e.V. Das Vereinsjubiläum wurde jetzt groß mit Ehrengästen im Multifunktionssaal der Gemeinde gefeiert.
„Wir sind als Verein nur so alt geworden, weil es über 75 Jahre hinweg Menschen gegeben hat, die den Verein haben aufleben lassen“, betonte Moderator Mirko Richter, der lange bei den 2. Fußball-Herren der TuS spielte. Menschen, wie die zwölf Personen, die dem heute 850 Mitglieder starken Verein bislang vorstanden. Seit 1961 waren es übrigens nur vier: Hans-Joachim Burkhardt (1961-78), Hans-Georg Molitor (1978-1994), Utz Seifert (1994-2009) und Jörg Ziolek (2009 bis heute).
TuS Dassendorf: Manfred Lemm ist letztes Gründungsmitglied
Doch nicht nur Menschen in erster Reihe meinte Mirko Richter. Er sprach auch von „einfachen“ Mitgliedern, die sich für ihren Verein engagiert oder ihm „nur“ die Stange gehalten haben. Einer wie Manfred Lemm, der das letzte noch lebende Gründungsmitglied ist. Der 92-Jährige sollte eigentlich für 75-jährige Treue geehrt werden, musste aber kurzfristig passen.
Oder Menschen wie Walter Zimmermann, immerhin auch seit 1953 Mitglied und bis 2004 aktiver Fußballer im Verein. „Wir haben uns früher schon wahnsinnig gefreut, wenn wir einfach nur zum Training gehen konnten“, zog Zimmermann einen Vergleich zu heute, wo vieles selbstverständlich ist. Oder Menschen wie Kristina Voß, die vereinsintern sogar Ex-Profi Martin Harnik in den Schatten stellt, zumindest was die Anzahl der erzielten Toren angeht.
Wo eine Dassendorfer Fußballerin Martin Harnik übertrumpft
Während Harnik, der auf 240 Einsätze in der Bundesliga und 68 in der österreichischen Nationalmannschaft kommt, in der vergangenen Saison mit 46 Treffern den Allzeitrekord in der höchsten Hamburger Fußball-Liga knackte, kam Voß sogar auf sagenhafte 58 Buden, für die sie in der Siebener-Sonderstaffel lediglich 19 Spiele brauchte.
Dass mit Christian Okun der Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) zum Jubiläum des kleinen Dorfvereins erschien und bestätigte, dass der Name TuS Dassendorf in ganz Hamburg ein Begriff sei, hat derweil mit den Entwicklungen seit 1994 zu tun. Damals stieg mit Günter Wunder ein Mäzen bei den Fußballern ein und tauchte die 1. Mannschaft aus den Niederungen der Kreisliga auf, die bislang drei Mal in die erste Runde des DFB-Pokals führten (2000: 0:5 gegen Unterhaching; 2018: 0:1 gegen MSV Duisburg; 2019: 0:3 gegen Dynamo Dresden).
HFV-Präsident hebt Bedeutung des Ehrenamts hervor
Unter Wunder und dessen Nachfolger Klaus-Michael Funk wurden zudem acht Hamburger Meisterschaften gewonnen – alleine sieben seit 2014. „Bei euch ist die Meisterschale in guten Händen“, konnte sich Okun ein kleinen Seitenhieb in Richtung des aktuellen Meisters TSV Sasel nicht verkneifen. Hintergrund: Während die Dassendorfer die Schale immer artig an den Verband zurückgaben, ging die Schale bei Sasels Abschlussfahrt nach Mallorca verloren.
Doch auch eine Botschaft hatte Okun mitgebracht: die Bedeutung des Ehrenamts. Er rechnete vor, dass in den rund 3100 im HFV organisierten Teams sich etwa 10.000 Ehrenamtliche engagierten. „Wenn es jeder von diesen 50 Wochen im Jahr für jeweils fünf Stunden macht und dafür den Mindestlohn erhalten würde, dann entsteht ein geldwerter Vorteil von 30 Millionen Euro pro Jahr nur durch den Fußball in Hamburg“, hob Okun hervor.
Kritik von ehemaligem Vorsitzenden an der Gemeinde
Er hatten auch einen Appell an die Politik und in diesem konkreten Fall an Dassendorfs anwesende Bürgermeisterin Martina Falkenberg parat: „Das Engagement aufrecht zu halten, geht nur mit den dafür notwendigen Investitionen.“
Das war ein gefundenes Fressen für den ehemaligen Vorsitzenden Utz Seifert, der 2009 verärgert zurückgetreten war, weil die Kommunalpolitik zu langsam handelte. „Seit 40 Jahren kämpfen wir für eine neue Turnhalle. Egal in welcher Zusammensetzung regiert wurde: Keiner hat es hinbekommen. Dabei hat die TuS zahlungskräftige Gönner und ist Dassendorf keine arme Gemeinde. Die Pro-Kopf-Versschuldung liegt nur bei 40 bis 80 Euro“, schimpfte Seifert. 2009 stand sogar die Abwanderung des ganzen Vereins im Raum.
Verein braucht eine neue Sporthalle und Umkleidekabinen
Derweil war es dem jetzigen Vorstand um Jörg Ziolek wichtig zu betonen, dass die Zukunftsprojekte in guter Zusammenarbeit mit der Gemeinde angepackt würden. Neben dem Bau einer neuen Dreifeldhalle, um die Tür wieder für mehr Breitensportarten öffnen zu können, steht auch der Umbau der sogenannten Rest-Tennishalle im Raum, um dringend benötigte weitere Umkleidekabinen zu schaffen.
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In der 1978 entstandenen Tennishalle sind seit einem Umbau ab 2005 inzwischen der Spiegelsaal und die Geschäftsstelle beheimatet. Der Spiegelsaal ist ein Grund dafür, warum die Fitness-Abteilung neben Fußball und Kinderturnen heute eine der tragenden Abteilungen ist.
Während die Vereinsgröße in den vergangenen Jahren konstant zwischen 700 und 900 Mitgliedern pendelt, unterliegt das Angebot an Sportarten einem ständigen Wandel. So sind Leichtathleten, Tischtennisspieler, Volleyballer oder Tennisspieler abgewandert, weil in Dassendorf die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmten, damit sich Menschen angesprochen fühlen, sich im Verein in diesem Bereich zu engagieren. Und ohne Menschen geht es ja bekanntlich nicht in einem Sportverein, wie Mirko Richter so treffend festgestellt hatte.