Dassendorf. Zweieinhalb Stunden lang hatte Utz Seifert, der 1. Vorsitzende der TuS Dassendorf, seine Sache im mit knapp 60 Vereinsmitgliedern gefüllten Gemeindesaal energisch vertreten. Doch den entscheidenden Satz des Abends, den flüsterte er fast ins weite Rund: “Ich glaube, die nehmen uns nicht ernst.“
"Die", das sind die Mehrheit der Mitglieder in der Gemeindevertretung, allen voran die Bürgermeisterin Martina Falkenberg, die den Wunsch der TuS nach einem Kunstrasenplatz bislang ablehnen. So machten Seifert, der 2. Vorsitzende Rüdiger Glabbatz und die 3. Vorsitzende Heidi Zimmermann ihre Ankündigung wahr und traten am Ende der Sitzung geschlossen zurück.
Dass es wirklich soweit gekommen war, ließ die Versammlung ratlos zurück. "Ich habe bis zuletzt gedacht, das ist ein Spaß, der hier in der Tagesordnung steht", sprach der TuS-Ehrenvorsitzende Dirk Packhäuser vielen Anwesenden aus der Seele.
Doch es war kein Spaß, sondern der Beginn eines Prozesses, der am Ende im Extremfall mit der Auflösung der TuS Dassendorf enden könnte. Für die nächsten drei Monate bleibt der zurückgetretene Vorstand noch kommissarisch im Amt. So will es die Satzung. Ende September soll es eine neue Versammlung geben. Dann muss eine Vereinsführung gefunden werden, die die Verantwortung übernimmt, sonst droht der TuS Dassendorf das schnelle Aus. Denn schon die Beiträge für das vierte Quartal könnten Anfang Oktober nicht mehr erhoben werden, wenn es keine Vereinsführung gibt, die die Gelder verwaltet.
Die Gefahr einer drohenden Auflösung hätten die Mitglieder bereits am Donnerstagabend abwenden können, wenn sie einen neuen Vorstand gewählt hätten. Doch mit 36:4 Stimmen entschieden sie sich sehr deutlich dafür, auf eine Wahl zu verzichten. Dies kann als Rückendeckung für Seifert gewertet werden, auf dessen erneute Kandidatur im September die TuS-Mitglieder offenbar hoffen. Der 1. Vorsitzende schloss diese Möglichkeit ausdrücklich nicht aus, knüpfte sie jedoch an Vorbedingungen. "Ich habe mir dieses kleine Türchen offen gelassen, weiter zu machen, wenn sich bei den politischen Dingen positive Verläufe abzeichnen", betonte er, "ich habe der Bürgermeisterin ein Gespräch unter vier Augen angeboten. Ob es zustande kommt, weiß ich nicht. Ich habe im Moment nicht das Gefühl einer positiven Entwicklung, insofern steht der Weg, dass ich weitermache, wohl nicht zu erwarten."
Zerbricht also ein Verein, in dem knapp 600 Jugendliche und Erwachsene Sport treiben, am Streit um einen Kunstrasenplatz? Seifert ließ in seinen Ausführungen keinen Zweifel daran, dass er die Verpflichtung zum Handeln bei der Gemeinde sieht. Am Tag vor der Jahreshauptversammlung nahm ein von der Gemeinde bestellter Sachverständiger die Sportanlagen in Dassendorf in Augenschein. Er soll klären, inwieweit Bedarf für einen Kunstrasenplatz vorliegt. Die Ergebnisse stehen noch aus. Das Einsetzen des Gutachters, so Seifert, sei bereits im Oktober 2008 avisiert worden, also vor neun Monaten. "Diese Hinhalte-Taktik empfinde ich als Sauerei", echauffierte sich der 1. Vorsitzende, "das ist doch kein Arbeiten von Seiten der Gemeinde."
Keine Frage, der Frust sitzt tief. Die TuS, Dassendorfs größte soziale Vereinigung, ist auf der verzweifelten Suche nach Sympathie und Respekt.