Stuttgart. Gegen den VfB Stuttgart steht der Stammspieler erneut lange auf dem Platz. Könnte sich seine Perspektive nach dem Winter ändern?
Carlo Boukhalfa trägt die Haare jetzt wieder ein bisschen länger. Klar, die Seiten bleiben gewohnt kurz, aber obendrauf kräuseln sich die Locken des 25-Jährigen. Im April war Boukhalfa noch frisch rasiert. Mitten in den Endzügen einer Saison, in der er sportlich häufiger mal rasiert, weil nicht berücksichtigt, worden war.
Während eines Frisörbesuchs hatte ihn der Legende nach sein damaliger Trainer Fabian Hürzeler angerufen und gefragt, was der Mittelfeldspieler des FC St. Pauli gerade so treibe. Auf die wahrheitsgemäße Antwort, meinte Hürzeler, wenn er sich schon so hübsch mache, dann könne er doch zur Abwechslung mal in den Kader für die Partie gegen Hansa Rostock aufrücken, in der Boukhalfa später auch eingewechselt wurde.
Carlo Boukhalfa: Vom Frisör auf den Platz
Ein gutes halbes Jahr später braucht der Deutsch-Algerier keine Aufhübschung mehr, um es auf den Platz zu schaffen. Die Schönheit seines Spiels spricht für sich. Sein Auftritt beim 1:0 der Hamburger beim VfB Stuttgart war bereits seit 13. in dieser Saison, der elfte von Beginn an.
Unter Trainer Alexander Blessin, dessen volles Haar ihm eigentlich längst einen Werbedeal mit Alpecin hätte einbringen müssen, ist Boukhalfa zum Stammspieler gereift. Weil er mittlerweile selbst rasiert. Die Heatmap, die anzeigt, wo sich Spieler besonders oft aufhalten, zeigte in Stuttgart einen dicken roten Fleck im eigenen Strafraum an. Sechsmal klärte der Linksfuß dort, fing drei Bälle ab, blockte zwei Schüsse und gewann drei Kopfballduelle.
In der Bundesliga mehr als dreimal so viel Spielzeit wie in der Zweiten Liga
Nach vorn fungiert der gebürtige Freiburger oft als Relaisstation, verbindet die Mannschaftsteile gekonnt, in Stuttgart am Ball häufiger als sonst. Solange Robert Wagner und Connor Metcalfe verletzt sind, dürfte sich das nicht ändern. Und warum sollte es das eigentlich auch danach? Dafür spricht derzeit ziemlich wenig.
„Ich bin sehr dankbar für jedes Bundesligaspiel, in dem ich starten darf. Das war vor ein, zwei Jahren nicht abzusehen beim FC St. Pauli. Meine Chance ganz gut genutzt zu haben, macht mich stolz“, sagte Boukhalfa am Sonnabend. In den vorangegangen beiden Zweitliga-Spielzeiten war er in neun und 17 Begegnungen eingesetzt worden, spielte insgesamt 271 Minuten. In der Bundesliga sind es dagegen schon jetzt astronomische 934 Minuten.
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Da strotzt einer nur so vor Kraft bis in die tiefste Haarwurzel. „Das ist ein tolles Gefühl. Du bist richtig kaputt, hast drei Punkte geholt, fährst zurück nach Hamburg und hast dann frei. Etwas Besseres gibt es als Fußballer nicht“, sagte Boukhalfa. In der Weihnachtspause geht es für ihn aber gleich wieder gen Süden nach Freiburg. Zeit mit der Familie verbringen. Und vielleicht beim Frisör.