Hamburg. Das 0:3 zeigt dem Aufsteiger deutlich auf, woran zu arbeiten ist. Ein Problem der Hamburger machte allerdings etwas ratlos.
Als die Lehrer noch auf dem Rasen des Millerntor-Stadions feierten, herrschte unter den Schülern schnell Einigkeit. „Wir müssen daraus lernen und Stabilität reinkriegen“, sagte St.-Pauli-Coach Alexander Blessin. Kapitän Jackson Irvine befand: „Wir haben viele Dinge zu lernen.“ Und auch Eric Smith stimmte nach der 0:3 (0:2)-Pleite gegen Mainz 05 mit ein: „Wir müssen lernen, beständiger zu sein.“
Für Lektion Nummer eins, die Vermeidung individueller Fehler, lieferten die drei Gegentore am Sonnabendabend dem Klassenneuling genug Anschauungsmaterial. Bereits nach weniger als fünf Minuten kam Torwart Nikola Vasilj bei einer Halbraumflanke zu zögerlich raus, sodass der Mainzer Angreifer Jonathan Burkardt den Ball mit dem Rücken zum Tor über ihn hinwegköpfen konnte. „Ich wollte raus und den Ball wegfausten. Dann habe ich realisiert, dass ich zu spät bin“, sagte Vasilj selbstkritisch.
FC St. Pauli: Individuelle Fehler sorgen für Gegentore
Rund zehn Minuten später war es Smith, der einen kapitalen Fehlpass im Aufbau spielte, was Mainz in Person von Armindo Sieb umgehend bestrafte. „Ich habe einen absoluten Kinderfehler gemacht“, äußerte sich Smith so reflektiert wie Vasilj.
Beide Kiezkicker hatten in der bisherigen Bundesligasaison zu den Leistungsträgern gezählt. Hatte Smith diesmal seine Hausaufgaben nicht gemacht? „Wir hatten gesagt, dass er die Pressinglinie überspielen soll, wenn er unter Druck ist“, kritisierte Trainer Blessin, dass der Schwede keinen hohen Ball spielte: „Das hatten wir ganz klar gesagt.“
Fehlende Einsatzbereitschaft bei den Kiezkickern?
Beim dritten Gegentor stand dann die gesamte Kette zu hoch , als Oladapo Afolayan den Ball verlor, Mainz schnell umschaltete und Burkardt für die Vorentscheidung sorgte. „Die Restverteidigung war nicht gut, wir waren zu weit aufgerückt“, ärgerte sich Blessin.
Während individuelle Fehler immer mal passieren können, machte Lektion Nummer zwei viele St. Paulianer ratlos, wenn nicht gar fassungslos: „Wenn man ehrlich ist, wollte es Mainz mehr als wir. Das ist nicht okay, insbesondere nicht in einem Heimspiel“, sagte Smith zur fehlenden Einsatzbereitschaft.
St. Paulis Abschlussqualität war nicht ausreichend
Tatsächlich hatte man den Eindruck, dass die Gäste aggressiver waren, in Zweikämpfen mehr Einsatz zeigten. „Positiv war, dass wir in der ersten Halbzeit nicht aufgesteckt haben. Das gilt aber nicht für die zweite Hälfte, wo wir uns haben gehen lassen“, sagte Blessin. „Wir haben nicht den unbedingten Willen erkennen lassen.“ Ein hartes, aber nicht falsches Urteil.
Lektion Nummer drei betraf die Abschlussqualität. „Die Überlegenheit in puncto Ballbesitz und Torschüsse ist nicht wirklich relevant, wenn man die Effizienz missen lässt“, sagte Stürmer Johannes Eggestein, der weiterhin auf seinen ersten Treffer dieser Bundesligasaison wartet. Wie bereits in den Heimspielen gegen Heidenheim (0:2) und RB Leipzig (0:0) hatten die Hamburger deutlich mehr Torschüsse (17) als Gegner Mainz (acht). „Die Lektion ist, dass man nicht viele Chancen bekommt und diese dann nutzen muss“, sagte Irvine, der mehrere Chancen ausließ.
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Tendenziös wäre allerdings, in diesem Zusammenhang nicht zu erwähnen, dass beim 3:0-Auswärtserfolg beim SC Freiburg die Chancenverwertung noch deutlich besser war. Und auch insgesamt haben die Kiezkicker schon bewiesen, dass sie lernfähig sind. Trainer Blessin wies die Frage, ob diese Partie ein Rückschritt war, auch deshalb mit einem entschiedenen „Nein!“ zurück. Bei der nächsten harten Prüfung bei Borussia Dortmund (18. Oktober) will es der FC St. Pauli besser machen – damit die Versetzung in die kommende Bundesligasaison nicht gefährdet wird.