Hamburg. Die Partie gegen Mainz war schon entschieden, als St. Paulis wichtige Offensivkraft verletzt wurde. Blessin kritisiert Dingert.
Als Elias Saad nach der 0:3-Heimpleite gegen Mainz 05 durch die Katakomben des Millerntor-Stadions humpelte, waren ihm die Schmerzen anzusehen. An der Innenseite seines rechten Sprunggelenks hatte der Flügelspieler des FC St. Pauli einen dicken Eisbeutel, auf dem Weg in die Kabine wurde er von Physiotherapeut Dominik Körner gestützt.
Die Partie war längst entschieden, als ihn Dominik Kohr an der Seitenlinie böse umgegrätscht hatte. Saad hatte dabei noch Glück, dass er in der Luft nicht noch härter getroffen wurde. Schiedsrichter Christian Dingert gab Kohr nur Gelb, es war dessen fünfte Verwarnung im sechsten Bundesligaspiel. Der Abwehrspieler hatte damit noch Glück, Video-Assistentin Katrin Rafalski legte kein Veto ein.
FC St. Pauli: Blessin übt Kritik an Dingert
Das kam nicht überall gut an. „Ich muss mich da echt zusammenreißen. Wir wussten genau, dass das sein Spiel ist. Er arbeitet immer hart an der Grenze. Auf der einen Seite sagt man, dass man eine gesunde Härte braucht. Da muss man aber trotzdem auch sehen, wie und mit welcher Intensität er ihn trifft“, sagte St. Paulis Trainer Alexander Blessin über Kohr. „Elias hat schon davor immer mal wieder Probleme mit dem Innenband gehabt. Das hat es jetzt noch mal richtig getroffen. Ich hoffe nicht, dass es so schwerwiegend ist, dass er länger ausfällt.“
Mit der Bewertung von Schiedsrichter Dingert, der Kohr mit Gelb davonkommen ließ, war Blessin offenbar nicht einverstanden. „Es geht auch darum, Spieler zu schützen. Da müssen wir klare Kante zeigen. Das Gefühl hatte ich da nicht“, sagte der Coach.
DFB-Schiedsrichtersprecher verteidigt Dingerts Entscheidung
DFB-Schiedsrichtersprecher Alexander Feuerherdt teilte auf Abendblatt-Nachfrage noch am Abend mit, dass Dingerts Entscheidung vertretbar sei. „Bei der Bewertung, ob ein grobes und damit potenziell gesundheitsgefährdendes Foulspiel vorliegt, legen die Schiedsrichter im Wesentlichen drei Kriterien zugrunde“, erklärte Feuerherdt. Dies seien die Fragen, ob der Ball in Spielnähe ist, wie das Trefferbild aussieht und wie hoch die Intensität ist.
Eine Rote Karte sei dann die Konsequenz, wenn zwei dieser drei Kriterien erfüllt sind. „Dominik Kohr hat seitlich gegrätscht, der Ball war dabei grundsätzlich erreichbar. Das Trefferbild war nicht gesundheitsgefährdend. Dynamik und Intensität waren hoch – dieses Kriterium sprach als einziges für eine Rote Karte“, so Feuerherdt. „Schiedsrichter und Video-Assistentin haben sich über die Entscheidung ausgetauscht. Weil nicht wenigstens zwei der erwähnten drei Kriterien für eine Rote Karte wegen groben Foulspiels klar erfüllt waren, gab es keinen Grund für einen Eingriff. Die Gelbe Karte war somit zumindest vertretbar.“
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Für Elias Saad ist die Frage nach der richtigen Bestrafung wohl eher zweitrangig. Seine geplante Länderspielreise zur tunesischen Nationalmannschaft dürfte mit der Verletzung nun geplatzt sein. Ob der 24-Jährige danach auch dem FC St. Pauli fehlen wird, werden bald genauere Untersuchungen zeigen.