Hamburg. Nach dem 0:3 gegen Mainz bemängeln die Hamburger schwachen Einsatz und individuelle Fehler. Was ihnen dennoch Hoffnung macht.

Eric Smith ist ein gestandener Mann. 27 Jahre, künftiger schwedischer Nationalspieler, frisch gebackener Vater einer kleinen Tochter. Am Sonnabendabend wurde der 1,90 Meter große Kerl aber ganz klein. Erst, als ihm vor dem 0:2 „ein absoluter Kinderfehler“ unterlief. Dann, als er sich klein machte, um Abbitte zu leisten: „Ich habe meinem Team damit Probleme bereitet.“

Tatsächlich bewies Smith damit aber wahre Größe. Der Spielmacher nahm eine Mitschuld am 0:3 des FC St. Pauli gegen den FSV Mainz 05 auf sich. Womit er sich kaum von den meisten seiner Kollegen unterschied, die selbstkritisch und reflektiert mit der weitgehend schwachen Leistung der Hamburger ins Gericht gingen.

Spieler des FC St. Pauli üben Selbstkritik nach Pleite gegen Mainz 05

„Es ist brutal“, sagte Jackson Irvine vor lauter Enttäuschung. „Das war nicht annähernd genug von uns, absolut inakzeptabel. Wir schulden den Fans eine Entschuldigung“, sagte der Kapitän. Die Mannschaft habe nun einige Lektionen zu lernen, angefangen damit, nicht einfach so Geschenke in Form von Toren zu verteilen.

Für Torwart Nikola Vasilj, der vor dem 0:1 patzte, war die Begegnung „ein Schlag ins Gesicht“, das Resultat „zu hoch, aber verdient“. Und auch Innenverteidiger Hauke Wahl betonte, St. Pauli sei nicht an die 100 Prozent herangekommen. „Fairerweise muss man auch zugeben, dass wir uns keine guten Chancen herausgearbeitet haben“, sagte der Routinier.

Trainer Alexander Blessin stellt sich vor die Mannschaft: „Kirche im Dorf lassen“

Die Selbsterkenntnis dürfte der erste Schritt zur Besserung sein. Vor allem ist sie ein großer. Wo anderswo nach Ausreden gesucht wird, herrscht beim Kiezclub ein transparentes Klima der Fehlerkultur. Im Umgang damit zeigen sich die Hamburger erwachsen, auch die Jüngeren wie der 21-jährige Robert Wagner, der meinte: „Man hat gesehen, was es braucht, um Punkte zu holen. Diese komischen Gegentore hätten uns so niemals passieren dürfen.“

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Trainer Alexander Blessin (51) wurde auch mal lauter, zufrieden war er nicht. © Witters | Valeria Witters

Wichtig ist nun, inhaltlich die korrekten Schlüsse zu ziehen und die Fehler aufzuarbeiten. Cheftrainer Alexander Blessin versprach genau das, ging mit seiner Elf dennoch nicht zu hart ins Gericht. Als Rückschritt sah er die Leistung keineswegs an, Mainz sei zudem kein (!) Karnevalsverein. „Wir spielen Bundesliga, da gibt es keine Laufkundschaft. Die Kirche muss echt im Dorf gelassen werden“, sagte Blessin, über dessen Gläubigkeit nichts bekannt ist.

Hauke Wahl sicher: „Das bleibt nicht lang in den Klamotten“

Woran der Schwabe ganz sicher glaubt: an die Korrelation von Vehemenz und Ertrag. „Es geht immer darum, welche Intensität wir an den Tag legen“, sagte der 51-Jährige. Positiv fiel Blessin auf, dass die Kiezkicker nach dem 0:2 nicht aufgesteckt haben. „Das gilt aber nur für die erste Halbzeit, in der zweiten haben wir uns gehen lassen, nicht den unbedingten Willen erkennen lassen.“

Folgeerscheinungen sind allerdings nicht zu befürchten. „Wir sind alle lange genug Fußballer, das waren nicht die ersten Fehler, die wir gemacht haben. Wir ärgern uns sehr, aber ich habe nicht das Gefühl, dass das nicht lang in den Klamotten bleibt“, sagte Wahl. Irvine verwies darauf, „dass wir schon gezeigt haben, konkurrenzfähig zu sein, wenn wir fokussiert sind“.

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Und Papa Smith? Wusste schon am Sonnabendabend: „Ich werde noch viele Fehler in meiner Karriere machen. Man muss damit aber richtig umgehen und darf sich nicht runterziehen lassen. Das würde es nur noch schlimmer machen.“ Er machte es besser, indem er zu seiner Tochter nach Hause fuhr – um dort beim Spielen mal wirklich Kind sein zu dürfen.