Hamburg. Der Routinier verteidigt die Herangehensweise von Cheftrainer Alexander Blessin und führt aus, wo die Probleme stattdessen liegen.
Nach einer alten Otto-Rehhagel-Weisheit schießt Geld keine Tore. Das wäre für den mit dünnem Budget in der Bundesliga ausgestatteten FC St. Pauli eine gute Nachricht. Die schlechte: Nach einer neuen Hauke-Wahl-Weisheit „schießt Ballbesitz keine Tore“. Und daher ging der Aufsteiger aus den bisherigen zwei Partien zwar mit reichlich Spielanteilen, aber null Punkten und Treffern.
Wahl wäre aber nicht der erfahrene Führungsspieler, wenn er dem nichts Positives abgewinnen könnte. „Spielerisch hat uns die Dominanz am Ball das Gefühl gegeben, in der Liga angekommen zu sein. Wir haben wenig Chancen zugelassen und wissen nun, dass wir mithalten können“, sagt der 30-Jährige.
Hauke Wahl sieht den FC St. Pauli in der Bundesliga angekommen
Die „nackte Wahrheit“ sei allerdings auch, dass den Hamburgern bislang immer etwas gefehlt habe. Entscheidend sei, die richtige Balance zu finden und vor allem positiv zu bleiben, ohne den Blick auf die Fehler zu verwischen. „Unsere Arbeit bis ins letzte Drittel war gut. Dann hat uns aber die Gefahr und die Genauigkeit gefehlt, auch bei gegnerischen Standards müssen wir uns verbessern“, sagt der Innenverteidiger.
Eines der Probleme bei ruhenden Bällen seien fehlende Wiederholungen. In der Vorbereitung gab es vergleichsweise selten Standardsituationen der Konkurrenten bei den Testspielen. „Zudem haben wir auch die Art und Weise umgestellt, wie wir stehen, welche Räume wir besetzen. Da wird mit der Zeit die Abstimmung besser werden“, sagt Wahl.
Routinier weist Systemkritik an Cheftrainer Alexander Blessin zurück
Keinen Grund zur Kritik sieht der gebürtige Hamburger am System des neuen Cheftrainers Alexander Blessin. Der 52-Jährige setzt auf ein 3-5-2 und Umschaltfußball. Aus der Zweiten Liga waren die Braun-Weißen ein 3-4-3 und viel Ballbesitz gewöhnt, tun sich offenbar noch schwer mit der Adaption. „Das ist aber keine Frage des Systems“, versichert Wahl.
Dass Oladapo Afolayan und nun am Knöchel verletzte Elias Saad in der derzeit präferierten Formation zunächst auf der Bank sitzen, sei „ein Luxusproblem. Nichts ist in Stein gemeißelt. Das mit dem System ist ein Zwischending zwischen Alex und der Mannschaft, wir sprechen darüber, was uns liegt.“
Anstoßzeiten in der Bundesliga für Wahl „komisch“
Was ihm selbst noch nicht liegt, sind „die komischen Anstoßzeiten“ der Bundesliga. 15.30 Uhr, 17.30 Uhr, 20.30 Uhr – auch eine Frage der Anpassung. Deutlich einfacher fiel diese Wahl auf dem Platz. Der Defensivakteur wies nach, im deutschen Oberhaus mithalten zu können. Wenngleich ihm schnell gewahr wurde, „wie hoch die individuelle Qualität ist. Hier reicht eine halbe Chance für ein Tor, Gegner können nach unseren Standards blitzschnell und eiskalt kontern.“
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Über den Ergebnisfehlstart macht sich Wahl keine zu großen Gedanken. „Jetzt über besonderen Druck zu reden, finde ich vermessen“, sagt er. Er sei auch schon mal mit drei Niederlagen und 0:9 Toren in eine Saison gestartet. „Und trotzdem hat es am Ende zum Klassenerhalt gereicht. Das kann es jetzt auch.“ Eine Weisheit, deren Wahrheitsgehalt jeder beim FC St. Pauli gern Glauben schenkt.