Hamburg. Die Zweitvertretung des Bundesligisten wurde umstrukturiert. Von Ergebniszielen haben sich die Hamburger weitgehend verabschiedet.

Es war ein langer Weg, bis Benny Hoose aufatmen konnte. Ein gut 65 Meter langer, um genau zu sein. Mit einem Kunstschuss aus dieser Entfernung sicherte Julian Ulbricht dem FC St. Pauli II am vergangenen Freitag den 1:0-Sieg bei den Kickers Emden – den ersten der Saison und den ersten für Cheftrainer Hoose im neunten Anlauf.

Druck musste der 35-Jährige trotz alldem nie im Ansatz verspüren. Für ihn und den FC St. Pauli geht es in der Regionalliga Nord, auch an diesem Mittwoch (20.15 Uhr, Stadion Hoheluft) bei Teutonia Ottensen, um mehr als bloß Ergebnisse.

Der FC St. Pauli hat die zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord umstrukturiert

Hoose war im April vier Spieltage vor Ende der Regionalliga-Saison für Elard Ostermann in die Verantwortung gekommen. Sein Vorgänger hatte zwar solide Resultate erzielt, sich jedoch nie komplett der Idee verschrieben, systemgleich wie die damals noch von Fabian Hürzeler trainierten Profis zu spielen. Die Begründung: Er habe nicht die passenden Spieler hierfür.

Hoose, der zuvor die braun-weiße U 19 trainiert hatte, setzt dagegen die neuen Pläne des Clubs um, die im Sommer nochmals konkretisiert wurden. „Zwei Maßnahmen sind uns sehr wichtig: Erstens gelten bei uns die gleichen Prinzipien und Aufgaben auf den jeweiligen Positionen, und zweitens spielen wir in der gleichen Grundordnung wie die Profis“, erläutert Carsten Rothenbach, sportlicher Leiter der U 23.

Kein Ergebnisdruck mehr beim FC St. Pauli II

Das Team wurde dafür weitgehend vom Ergebnisdruck befreit. „Bei uns steht eindeutig die Ausbildung im Vordergrund, die Integration jüngerer und neuer Akteure ebenso wie die Reintegration von Spielern aus der Profimannschaft“, sagt Rothenbach. Lediglich die Klasse sollte gehalten werden, aber wenn sich die Akteure verbessern, seien die notwendigen Siege ohnehin zu erwarten. Hoose, lobt der 44-Jährige, besitze eine „enorm hohe Offenheit, Dinge anzunehmen und Bereitschaft, sie umzusetzen“.

Erik Ahlstrand (22) wurde für die Bundesliga-Mannschaft des FC St. Pauli verpflichtet, erhält aber momentan Spielpraxis in der U 23.
Erik Ahlstrand (22) wurde für die Bundesliga-Mannschaft des FC St. Pauli verpflichtet, erhält aber momentan Spielpraxis in der U 23. © Imago | Jens Doden

Die U 23 ist auch für die Profis von zentraler Bedeutung. „Sie bietet die Möglichkeit, junge Spieler an den Herrenbereich heranzuführen, für die der Sprung direkt zu den Profis in aller Regel ein zu großer ist. Gleichzeitig können wir aber auch Spielern aus dem Lizenzbereich nach einer Verletzung wieder Spielpraxis geben“, sagt Sportchef Andreas Bornemann (52).

Wie St. Pauli Erik Ahlstrand wieder in Form bringen will

Letzteres trifft für Erik Ahlstrand zu. Im Winter als „Soforthilfe“ geholt, hatte der 22-Jährige Anpassungsschwierigkeiten an das Niveau, zu dem Verletzungen hinzukamen. Dreimal in Folge lief er in der Regionalliga auf, „ist sukzessive sicherer geworden“, sagt Rothenbach.

Mehr zum Thema

„Erik ist ein Beispiel für unsere Ausrichtung. Er spielt auch bei uns dort, wo er bei den Profis spielen würde.“ Die Überzeugung der Hamburger ist da, dass der Schwede für Proficoach Alexander Blessin bald zur Alternative im Mittelfeld wird. Der Weg dorthin ist allerdings ein langer, länger als 65 Meter.