Berlin. Die Flügelspieler wurden erneut erst eingewechselt, als der FC St. Pauli bereits zurücklag. Wie Blessin seine Entscheidung erklärt.

Vielleicht war das Wasser in den Duschen kalt, vielleicht hatte es Oladapo Afolayan aber auch einfach nur eilig. Während manche seiner Mitspieler des FC St. Pauli am Freitagabend noch Interviews gaben, stand der Offensivspieler nach der 0:1-Niederlage bei Union Berlin bereits frisch geduscht und abfahrbereit in den Katakomben des Stadions An der Alten Försterei.

Glücklich dürfte der Engländer jedenfalls nicht gewesen sein. Einerseits, weil seine Kiezkicker nach der 0:2-Auftaktniederlage gegen Heidenheim auch das zweite Bundesligaspiel dieser Saison verloren. Und andererseits, weil er wie gegen Heidenheim erst in der zweiten Halbzeit mitwirken durfte. Gleiches galt für Elias Saad, der ebenfalls erneut nur eingewechselt wurde. In der vergangenen Saison waren beide Flügelspieler noch unumstrittene Stammkräfte.

FC St. Pauli: Blessin erklärt Verzicht auf Saad und Afolayan

„Ja, klar“, antwortete Trainer Alexander Blessin auf die Frage, ob Saad und Afolayan künftig auch mal die Chance in der Startelf erhalten werden. „Mir war es wichtig, dass wir in der Struktur stabil stehen. Das war bisher hervorragend gut und deshalb wollte ich daran nichts ändern.“

Anders als gegen Heidenheim tat sich St. Pauli gegen Union allerdings von Beginn an schwer, für offensive Gefahr zu sorgen. „Wir haben die erste Linie gut überspielt. Das Problem war, gegen den tiefstehenden Gegner Räume zu finden“, sagte Blessin, der erst eine halbe Stunde vor Schluss auf das 3-4-3-System der vergangenen Aufstiegssaison umstellte und dann auch Saad und Afolayan brachte.

St. Pauli hatte gegen Unions Abwehrblock Probleme

„Wir haben gerade in der ersten Halbzeit den Zug zum Tor nicht gefunden“, analysierte Stürmer Johannes Eggestein. Zu selten habe man sich für die Flanke oder den Abschluss entschieden, zu häufig noch mal hinten rumgespielt. Gegen den schon vor dem Gegentreffer tiefen Berliner Abwehrblock kam St. Pauli so kaum zu Torchancen, die Hauptstädter konnten sich immer wieder neu formieren.

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Union-Präsident Dirk Zingler

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„Im vergangenen Jahr war es eher so, dass wir uns den Gegner noch mal zurechtlegen konnten. In der Ersten Liga verteidigen die Teams das besser und haben Verteidiger, die schneller, größer und stabiler sind. Da ist es schwieriger, immer nur außen drum zu spielen, sondern muss man auch mal schneller zum Tor kommen“, sagte Eggestein.

Union überließ St. Pauli viel Ballbesitz

Trainer Blessin setzte zu Beginn allerdings erneut auf sein präferiertes 3-5-2-System, das vor allem auf schnelle Umschaltmomente und Kontersituationen ausgelegt ist. Blöderweise gab es diese am Freitagabend aber so gut wie gar nicht, Union ließ sich von Beginn an tief fallen und St. Pauli das Spiel machen.

„Wir wollten höhere Außenverteidiger und Tiefenläufe von den Achtern haben. Dann geht es um die Anzahl und darum, wie wir die Außenverteidiger der Gegner herauslocken“, sagte Blessin. In der Praxis kam dieser Plan nicht über Ansätze hinaus.

Kam die Systemumstellung zu spät?

„Das 3-5-2 ist mehr in die Tiefe ausgerichtet. Wenn man aber ein Tor bekommt und einem die Tiefe genommen wird, ist es natürlich schwierig. Deshalb haben wir auch auf das 3-4-3 umgestellt, das gegen einen tiefstehenden Gegner natürlich besser funktioniert, weil man die Breite und die Eins-gegen-eins-Spieler braucht“, sagte Eggestein.

Kam die Umstellung zu spät? Saad und Afolayan deuteten ihre Gefahr mehrfach an, hatten aber nur eine halbe Stunde Zeit, um Chancen zu kreieren. „Wir haben es in den letzten 30 Minuten gut gemacht, weil wir in Eins-gegen-eins-Situationen immer wieder die Breite gesucht haben. Mit ein bisschen mehr Glück entsteht daraus auch etwas“, befand auch Eggestein.

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Dennoch werde im Laufe dieser Bundesligasaison auch das 3-5-2 wieder mehr Bedeutung gewinnen, davon ist der Angreifer überzeugt. „Es werden auch Mannschaften kommen, die uns mehr dominieren, wo das 3-4-3 nicht so optimal ist“, sagte Eggestein. „In dem 3-5-2 müssen wir noch detaillierter und besser werden, insbesondere im letzten Drittel.“

Bleibt für Saad und Afolayan also weiterhin nur ein Platz auf der Bank? Beim DFB-Pokalspiel in Halle (3:2 n.V.), gegen Heidenheim und nun auch in Berlin kamen beide Profis erst, als ihr Team bereits zurücklag. „Elias und Dapo sind sehr wichtig und für mich eigentlich auch keine Bankspieler. Das ist klar“, sagte Blessin. „Das ist die Erste Liga, hier muss jeder um seinen Platz kämpfen. Das machen sie, sie nehmen diesen Kampf an. Deshalb werden sie auch ihre Startelfeinsätze bekommen.“