Hamburg. Die Hamburger geben auf dem Transfermarkt mehr Geld für Spieler aus, als sie einnehmen. Am Deadline-Day passiert vorerst nichts mehr.

Die ganze Bundesliga greift zum Abschluss der Sommertransferperiode noch mal tief in die Tasche. Die ganze? Nein, ein unbeugsamer Kiezclub hört nicht auf, den gängigen Mechanismen des Profifußballs Widerstand zu leisten. Denn auch am Deadline-Day passierte beim FC St. Pauli (Stand 17 Uhr): nichts.

Das mag vielleicht ins externe Bild des etwas widerspenstigen Vereins passen, aus sportlicher Perspektive war es durchaus überraschend, dass sich der Aufsteiger nicht mehr verstärkte. So gehen die Hamburger nun vorerst mit fünf Neuzugängen in die Mission Klassenerhalt, die am ersten Spieltag mit einem 0:2 gegen den 1. FC Heidenheim begonnen hatte. Jetzt können bis zum 1. Januar 2025 lediglich vertragslose Fußballer geholt werden.

Transfermarkt: FC St. Pauli schlägt am Deadline-Day nicht mehr zu

Unter einigen Fans machte sich Unzufriedenheit breit. Gerade den Abgang von Topscorer Marcel Hartel (ablösefrei zu St. Louis City/USA) hätten viele gern aufgefangen gesehen. Dass ein Kreativposten im Mittelfeld nicht schaden könnte, zeigten die jüngsten Partien auf.

Auch einen weiteren Stürmer hätten die Braun-Weißen auf den ersten Blick vertragen können. Der von RC Lens (Frankreich) gegen eine Gebühr von gut 500.000 Euro ausgeliehene Morgan Guilavogui überzeugte bislang ebenso wie sein Offensivpartner Johannes Eggestein, gerade Letztgenannter hat bislang allerdings nicht nachgewiesen, dauerhaft auf Bundesliga-Niveau ein Leistungsträger zu sein. Dahinter standen die Angreifer Andreas Albers, Simon Zoller und Maurides standen zuletzt gar nicht im Kader.

Aljoscha Kemlein war von Interesse, aber Union Berlin will das Talent behalten

Intern wird die Sachlage dagegen weitaus entspannter betrachtet. Cheftrainer Alexander Blessin hatte zwar betont, Transferaktivitäten offen gegenüberzustehen, allerdings nur, wenn es sportlich, charakterlich und finanziell passt. Kandidaten mit diesem Profil konnte Sportchef Andreas Bornemann offenbar nicht mehr auftreiben. Er und Blessin schätzen die Mannschaft trotzdem stark genug ein.

Fussball
St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann (52) ist bekannt dafür, auch mit wenig finanziellem Einsatz clever zu verpflichten. © Witters | Leonie Horky

Aljoscha Kemlein, in der Rückrunde der Vorsaison vom 1. FC Union Berlin ausgeliehen, hätte St. Pauli zwar gern erneut leihweise ans Millerntor geholt, Union-Präsident Dirk Zingler will das 20 Jahre alte Talent aber unbedingt behalten.

St. Pauli gibt 1,8 Millionen Euro für neue Spieler aus

Somit belaufen sich die Ausgaben der Kiezkicker auf rund 1,8 Millionen Euro, etwa 700.000 Euro mehr als im Sommer 2023. Am kostspieligsten war die Verpflichtung von Rechtsverteidiger Fin Stevens, der für 600.000 Euro vom englischen FC Brentford kam. Scott Banks wurde nach seiner Leihe nun für 400.000 Euro aus England von Crystal Palace fest verpflichtet, Ersatztorwart Ben Voll kam für 100.000 Euro von Drittligist Viktoria Köln. Robert Wagner wurde vom SC Freiburg geliehen, Muhammad Dahaba aus der in der Regionalliga spielenden zweiten Mannschaft hochgezogen.

Mehr zum Thema

Neben Hartel verließ auch Etienne Amenyido den Club ablösefrei zu Zweitliga-Aufsteiger Preußen Münster. Luca Günther soll zunächst nur noch in der U 23 eingesetzt werden. Auf Spielerseite brachte nur Eric da Silva Moreira (für 1,5 Millionen Euro zu Nottingham Forest/England) etwas ein. Dafür griff Brighton & Hove Albion für Ex-Coach Fabian Hürzeler (hohe einstellige Millionensumme) richtig tief in die Tasche.

Kurz notiert: Remo Merke (19) verlässt den FC St. Pauli II. Der Rechtsverteidiger wechselt zum FSV 63 Luckenwalde in die Regionalliga Nord-Ost.