Hamburg. Der Aufsteiger muss in seinem Stadion zahlreiche erhöhte Anforderungen erfüllen. Das kann auch während des Doms zu Problemen führen.
Fans oder Touristen oder beides gleichermaßen bewegen sich am Dienstag vor der Südtribüne des Millerntor-Stadions. Handyfotos werden gemacht, Souveniers werden aus dem Fanshop in den schwarzen Totenkopftüten herausgetragen. Bald beginnt eine Stadionführung, schon sammeln sich erste Interessierte vor dem Museum, in dem in der kommenden Woche erstmals der original Zweitliga-Meisterteller ausgestellt werden soll.
Äußerlich hat sich nicht viel geändert an Hamburgs einzigen Fußball-Erstligastadion, doch wer denkt, ein Verein wie der FC St. Pauli könne nach 13 Jahren Abstinenz mal einfach so in die Bundesliga aufsteigen, der irrt. „Wir müssen einige Anpassungen vornehmen“, teilte der Club auf Anfrage mit.
DFL: Hohe Anforderungen für Bundesligisten
Denn die Anforderungen der Deutschen Fußball Liga (DFL) sind gegenüber der Zweiten Liga in Teilen doch deutlich höher. In den Statuten der DFL e.V. ist all das festgelegt. Das geht von den Lizensierungsbestimmungen mit Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bis hin zu Anhang VI, dem „Regelwerk für Stadien und Sicherheit“. Dort ist auf 68 DIN-A4-Seiten niedergeschrieben, wie, was, wo in den Spielstätten der ersten und Zweiten Liga nicht gewünscht, sondern gefordert wird.
Auf dem eingezäunten Parkplatz für Mannschaftsbusse und Ambulanzfahrzeuge an der Ecke Südtribüne und Gegengerade steht in diesen Tagen ein Absetzkipper voll mit Bauschutt, daneben so ein Minibagger, mit dem sich kleine Gräben ausheben lassen. Der Transporter eines norddeutschen Unternehmens für Infrastrukturbau und technische Gebäudeausstattung durchfährt gerade die bewachte Einfahrt. Gut dreieinhalb Wochen vor dem Bundesligaauftakt am Sonntag, 25. August, gegen den 1. FC Heidenheim tut sich also etwas im Millerntor, die Arena wird bundesligatauglich gemacht.
Fc St. Pauli: Zahl der Medienparkplätze verdoppelt sich
Eine höhere Liga weckt auch höheres öffentliches Interesse, davon geht die DFL jedenfalls fest aus. Beim FC St. Pauli mag das auch zutreffen, ob das auch in Bezug auf Hoffenheim und Schalke 04 tatsächlich gilt oder dem HSV und Heidenheim, spielt für die Auflagen keine Rolle.
Jedenfalls verdoppelt sich am Millerntor die Anzahl der für diverse Medienvertreter zu reservierenden „stadionnahen Parkplätze“ von 90 auf 180. Davon sind laut DFL allein 80 Stellplätze für „Mitarbeiter und Beauftragte von Sportcast und der audiovisuellen Verwertungsrechteinhaber“ vorzuhalten.
Dom-Spieltage werden problematisch
Angesichts der innerstädtischen Lage ist das für den FC St. Pauli tatsächlich ein Problem – vor allem, wenn Dom ist. Und am Tag des ersten Saisonspiels ist tatsächlich der letzte Tag des diesjährigen Rummels auf dem Heiligengeistfeld. Ohne die zusätzliche Anmietung von Parkplätzen im Parkhaus am Millerntorplatz wird das eher nicht gehen. Im „Regelwerk für Stadien und Sicherheit, Artikel 26, heißt es, bezogen auf „normale“ Fans, außerdem: „Der Größe des Stadions angemessene – bei Bedarf auch beleuchtete – Parkplätze für Pkw und Busse mit ausreichenden Rückstauräumen sollen im Nahbereich vorhanden sein, um den Zuschauern einen angemessenen sicheren Zugang zum Stadion zu ermöglichen.“
Wobei die DFL offen lässt, was „angemessen“ bedeutet. So oder so – „durchaus herausfordernd“, nennt ein Vereinssprecher diese Anforderungen und ergänzt: „Generell halten wir diese Auflage aus Nachhaltigkeitssicht für fragwürdig – vor allem für Clubs, die ihr Stadion mitten in einer Großstadt haben.“
Liga verlangt Social-Media-Mitarbeiter
Dem angenommenen größeren Medieninteresse müssen die Aufsteiger auch mit der Beschäftigung von drei Medienverantwortlichen begegnen. Ein Bundesligist ist zudem verpflichtet, bei sämtlichen Heim- und Auswärtsspielen einen Club-Mitarbeiter abzustellen, der über „mindestens ein halbes Jahr Erfahrung im Bereich der Produktion von Inhalten zur Verwertung auf Social-Media-Kanälen verfügt“.
Doch, die Ansprüche und Vorgaben der DFL sind hoch. Die Anzahl der Presseplätze mit Pult auf der Haupttribüne des Millerntor-Stadions muss sich von 27 auf 53 erhöhen, einschließlich Spielbeobachtern der Clubs sowie TV-und Radiokommentatoren erhöht sich die Anzahl der Mediensitze von 62 auf 113.
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Schon in der Zweiten Liga gab es laut „Medienrichtlinie 3.1.5“ die Vorgabe, dass „ein Anschluss an ein DFL-Glasfasernetz hergestellt ist, über das sämtliche Stadien an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr mit dem zentralen Produktionsstandort Köln vernetzt sind.“ Sämtliche fest installierte TV-Kameras müssen an dieses Netz angeschlossen sein, für die Bundesliga verlangt die DFL sechs Kamera-Glasfaseranschlüsse für die Tribüne sowie 48 für den Innenraum.
Im Unterhaus brauchten die Tribünenkameras keinen Glasfaseranschluss, 44 waren im Innenraum gefordert. Dazu haben sich die notwendigen Anschlüsse auf der Kommentatorentribüne von zwölf auf 24 verdoppelt. Da muss gebaggert und verkabelt werden. Und während Trainer Alexander Blessin sein Team an der Kollau auf die Erste Liga vorbereitet, tun Handwerker mit dem Stadion das Gleiche. „Insgesamt kann der FC St. Pauli die Auflagen erfüllen und braucht nur in wenigen Fällen möglicherweise eine Ausnahmegenehmigung“, ließ der Verein wissen.