Hamburg. St. Paulis Ex-Trainer prangert Defensivverhalten des deutschen Teams gegen Spanien an. Welche Probleme er schon vorher erkannte.

Mit einer durchaus kritischen Meinung zur Leistung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Heim-Europameisterschaft hat sich jetzt St. Paulis Aufstiegstrainer Fabian Hürzeler (31) zu Wort gemeldet. Der Coach, der jetzt beim englischen Premier-League-Club Brighton & Hove Albion tätig ist, sagte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Sportlich war es kein überragendes Turnier. Wir haben gegen keine Topnation gewonnen, sondern gegen die erste Topnation verloren. Schon gegen die Schweiz hatten wir unsere Probleme“.

St. Paulis Ex-Trainer Hürzeler kritisiert deutsche Defensive

Hürzeler setzt damit einen Kontrapunkt zu vielen Einschätzungen, dass sich die DFB-Elf trotz des Ausscheidens im Viertelfinale gegen Spanien sehr gut präsentiert habe. „Wenn wir uns da die Gegentore anschauen, waren wir nicht gut gestaffelt. Wir hatten individuell nicht die Positionierung zum Mann, die wir hätten haben können“, erklärte der 31-Jährige mit Blick auf die 1:2-Niederlage nach Verlängerung gegen Spanien.

„Der zweite Grund für die Niederlage war fehlendes Spielglück. Das hatten wir gegen Dänemark. Gegen Spanien nicht“, sagte er weiter. Damit spielte er auf die Handspielszenen in beiden Spielen an. Während der deutschen Mannschaft gegen Dänemark ein umstrittener Strafstoß zugestanden worden war, wurde ein solcher bei einer offenbar klareren Situation verweigert.

Hürzeler sah schon Probleme gegen Schweiz und Dänemark

Vor allem in der Defensive habe die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann Probleme offenbart. „Eine Schwäche im gesamten Turnierverlauf und letztlich Grund für das Ausscheiden war für mich, dass bei uns der absolute Wille gefehlt hat, die Box zu verteidigen“, meinte Hürzeler. „Wir haben auch gegen Dänemark defensiv viel zugelassen und die Schweiz macht ein zweites Tor, das wegen Abseits aberkannt wurde.“

Bekanntermaßen ist Fabian Hürzeler ein Trainer, der größten Wert auf die Defensive legt. So brachte er auch den FC St. Pauli auf den Erfolgsweg. In der Aufstiegssaison war St. Pauli mit 36 Gegentreffern in 34 Ligaspielen auch in dieser Hinsicht der Liga-Primus.

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Lobend hob Hürzeler den Teamgeist und die Euphorie rund um das deutsche Team hervor, es sei „etwas entstanden“, urteilte er. „Es kommt jetzt darauf an, weiter diesen Fußball zu spielen, weiter die Symbiose von Mannschaft und Fans zu pflegen, wofür insbesondere auch Rudi Völler mit seiner Volkstümlichkeit steht, der das sehr gut macht. Das Wichtigste für mich ist, dass das keine Eintagsfliege ist!“